Über einen entsprechenden Antrag der Koalitionsfraktionen Union und SPD wird nun in den Ausschüssen beraten. Die Kommission aus unabhängigen Experten soll beim Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, angesiedelt und vom Bund finanziert werden.
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Nach Angaben von Rörig sind rund drei Millionen Euro pro Jahr erforderlich. Entscheidend sei, dass das Geld von der Bundesregierung zusätzlich bereitgestellt werde, forderte die stellvertretende Vorsitzende der Grünen- Fraktion, Katja Dörner. Die Kommission soll Anfang 2016 für die Dauer von Rörigs verbleibender Amtszeit eingerichtet werden, also bis März 2019.
Die Kommission soll Betroffene anhören, deren Berichte dokumentieren und in geeigneter Weise veröffentlichen. Weiter soll sie Berichte der Kirchen und anderer Institutionen auswerten, sie soll Forschungsaufträge vergeben und Empfehlungen aussprechen. Ihr sollen bis zu sieben, ehrenamtlich arbeitende Mitglieder angehören.
Eine unabhängige Aufarbeitung der Missbrauchsskandale gehört zu den zentralen Forderungen der Betroffenen. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Familienministerium, Caren Marks (SPD), erklärte, die Betroffenen forderten, dass die Aufarbeitung nicht den Organisationen überlassen bleibe, in deren Schutz die Taten begangen worden seien. Die Arbeit der Kommission könne auch Erkenntnisse erbringen, die zu einem besseren Schutz von Mädchen und Jungen vor sexualisierter Gewalt beitragen.
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Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) begrüßte die geplante Kommission. Der Bevollmächtigte des Rates der EKD in Berlin, Martin Dutzmann, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), sie werde deren Arbeit unterstützen. Die evangelische Kirche und ihre Gliedkirchen würden "in ihren Anstrengungen nicht nachlassen, sexuellen Missbrauch zu verhindern und zurückliegende Fälle aufzuklären". Es dürfe keinen Zweifel daran geben, so Dutzmann, "dass es in der evangelischen Kirche null Toleranz gegenüber sexuellem Missbrauch gibt."
Ausgelöst durch einen Brief des damaligen Leiters des Berliner Canisius-Kollegs und Jesuitenpaters Klaus Mertes an Missbrauchsopfer der 70er und 80er Jahre war vor fünf Jahren das ganze Ausmaß der systematischen Vertuschung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche bekanntgeworden. In der Folge meldeten sich auch Opfer aus evangelischen Gemeinden und Einrichtungen, aus Internaten und anderen Institutionen. Allein an das Hilfstelefon beim Missbrauchsbeauftragten wendeten sich zwischen 2010 und 2014 rund 46.000 Menschen.