Mit Blick auf stärker werdende atheistische Gruppen sagte der bayerische Landesbischof am Mittwochabend in Berlin: "Was es zuallererst braucht, ist eine religiöse Alphabetisierung." Er forderte Schulen und Bildungspolitik dazu auf, genau zu prüfen, ob genügend Wissen über Glaubensgemeinschaften auch außerhalb des Religionsunterrichts vermittelt werde.
Bedford-Strohm kritisierte, dass Religionsgemeinschaften häufig mit fundamentalistischen Gruppen in einen Topf geworfen und Kritikpunkte unzulässig vermengt würden. Die Diskussion mit Religionskritikern sei wichtig, sagte Bedford-Strohm. Man dürfe dabei aber verlangen, "dass Menschen Grundkenntnisse über Religionen haben".
"Ein menschenrechtsverbundener Islam gehört zu Deutschland"
Der evangelische Theologe, der Anfang November zum EKD-Ratsvorsitzenden gewählt worden war, äußerte sich bei einer Veranstaltung der EKD. Erstmals stellte sich Bedford-Strohm dabei in der Französischen Friedrichstadtkirche einem größeren Publikum in der Bundeshauptstadt vor.
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Der Ratsvorsitzende sprach sich dabei auch für mehr kritische Diskurse über Glaubensfragen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland aus. "Ein menschenrechtsverbundener Islam gehört zu Deutschland", sagte er. Nicht zu Deutschland gehöre ein fundamentalistischer Islam. Er nehme vonseiten vieler Muslime Bemühungen wahr, Diskurse über solche Fragen in ihrer eigenen Religion anzustoßen.
Bedford-Strohm sagte, er wolle, dass Muslime - ebenso wie es Christen seit Jahrhunderten tun - an Universitäten diesen Dialog führen könnten. Aufgabe der Kirchen im interreligiösen Dialog sei es, solche Bemühungen zu unterstützen. Der Theologe verwies dabei auf eine lange Lerngeschichte seiner eigenen Religion. Die Kirchen hätten die Menschenrechte lange abgelehnt und gegen sie gestritten. "Es hat lange gedauert, dass wir das kapiert haben", sagte Bedford-Strohm.