Nach dem gewaltsamen Tod eines Afrikaners in Dresden hat der Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Grüne) den Behörden Ermittlungspannen vorgeworfen und Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Dies teilte Beck am Donnerstag über den Kurzmitteilungsdienst Twitter mit. Der 20-jährige Asylbewerber aus Eritrea war am Dienstag tot im Innenhof einer Plattenbausiedlung gefunden worden. Die Mordkommission ermittelt in dem Fall. Die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) warnte unterdessen vor voreiligen Schlüssen.
Eine Obduktion hatte am Mittwoch ergeben, dass der Afrikaner Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Laut Polizei wurde er durch mehrere Messerstiche in Hals und Brust getötet. Noch am Vortag hatte es geheißen, es gebe keine Anhaltspunkte für eine Fremdeinwirkung. Nach Angaben der Grünen-Fraktion im sächsischen Landtag hat die Polizei im Innenausschuss mittlerweile eingeräumt, dass es bei der Angabe der Todesursache anfänglich eine Fehleinschätzung gegeben habe. In der nichtöffentlichen Sitzung am Donnerstag sei auch bestätigt worden, dass zwei Hakenkreuze an die Tür der Wohngemeinschaft des Opfers geschmiert worden waren.
Grünen-Politiker Beck kritisiert Ermittlungsbehörden und stellt Strafanzeige
Der innenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Beck, sagte den Reportern des sächsischen Nachrichtenportals "Mopo24": "Die Ermittlungspannen rund um den Tod des Asylbewerber Khaled Idris Bahray müssen rückhaltlos aufgeklärt werden. Heute habe ich deshalb Strafanzeige gegen Unbekannt wegen möglicher Strafvereitelung im Amt gestellt. Mir fehlt jedes Verständnis für das nachlässige Vorgehen der Ermittlungsbehörden."
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Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) forderte eine schnelle Klärung der Ungereimtheiten. "Der Fall muss nun natürlich zügig aufgeklärt werden, damit wir wissen, wie es zustande gekommen ist, was passiert ist und wer es gewesen ist", sagte Köpping dem Evangelischen Pressedienst (epd). Asylbewerber in Dresden verspürten derzeit "eine riesige Angst", sagte die Ministerin. Unter anderem hätten die Menschen Angst, "abends noch mal rauszugehen, sobald es dunkel wird. Sie werden auf der Straße angepöbelt".
Die Dresdner Oberbürgermeisterin Orosz warnte unterdessen vor voreiligen Schlüssen. Die Tat habe geschockt und werfe viele Fragen auf, sagte Orosz. Wichtig sei ihr jedoch, dass es nun keine Spekulationen in die eine oder andere Richtung gebe.
Tathergang und Hintergründe sind bislang unklar. Medienberichten zufolge hatte der junge Mann am Montagabend seine Wohnung verlassen und war danach nicht mehr zurückgekehrt. Passanten hatten den Leichnam entdeckt und die Polizei verständigt.
Asylbewerber seien im Alltag regelmäßig Anfeindungen ausgesetzt, sagte die Geschäftsführerin des Kulturbüros Sachsen, Grit Hanneforth, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Aktuell gebe es "eine Stimmungslage, die getragen wird durch Ressentiments, die man auch bei 'Pegida' findet". Auch Hanneforth erklärte, unter vielen Asylbewerbern herrsche derzeit Angst. Die Dresdner Stadtverwaltung will sich nun um die anderen Asylbewerber kümmern, die mit dem Opfer zusammengelebt haben.