Aus der Sonderauswertung ergebe sich zugleich, dass sich ein Großteil der in Deutschland lebenden Muslime dem Staat und der Gesellschaft eng verbunden fühlt. Die Ablehnung des Islam müsse sehr nachdenklich stimmen, sagte Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.
40 Prozent der befragten Deutschen fühlen sich der Erhebung zufolge durch die Muslime wie Fremde im eigenen Land". Jeder Vierte gab an, Muslimen sollte die Zuwanderung verwehrt werden. Das Islambild fällt am negativsten dort aus, wo kaum Muslime leben. In Sachen und Thüringen mit geringer muslimischer Bevölkerung äußerten 70 Prozent der Befragten, sie fühlten sich durch den Islam bedroht. In Nordrhein-Westfalen, wo ein Drittel der Muslime wohnen, sind es hingegen nur 46 Prozent.
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"Die Islamwahrnehmung hinkt eindeutig hinter der Akzeptanzfähigkeit der postmodernen liberalen Gesellschaft hinterher", folgerte Kai Hafez, Erfurter Kommunikationswissenschaftler und Koautor der Bertelsmann-Studie, in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Der Islam bleibe eine "Art Restfeindbild" der aufgeklärten Gesellschaft. Dieses Negativbild sei, wie die "Pegida"-Proteste in Dresden belegten, bei rechts-konservativen Menschen aber auch in der bürgerlichen Mitte weit verbreitet. Selbst in linken und linksliberalen Kreisen sei das Islambild negativ, "wenn auch leicht abgeschwächt", erläuterte Hafez. Die "Islamfeindlichkeit" sei mit dem "Salon-Antisemitismus des 19. Jahrhunderts" zu vergleichen, wird in der Studie gefolgert.
Eine starke Verbundenheit der Muslime mit Deutschland und dessen Grundwerten zeigt sich der Erhebung nach etwa darin, dass 90 Prozent der hochreligiösen Muslime die Demokratie für eine gute Regierungsform halten. Jeder zweite Befragte gab an, er habe mindestens ebenso viele Kontakte außerhalb seiner Religionsgemeinschaft wie mit Muslimen. Als Beleg für die Orientierung an Werten der Bundesrepublik wird es in der Studie gewertet, dass 60 Prozent der liberalen Muslime der Homo-Ehe zustimmten. Unter den hochreligiösen Islamanhängern befürworten dies nur 40 Prozent. "Für Muslime ist Deutschland inzwischen Heimat", sagte Yasemin El-Menouar, Islam-Expertin der Bertelsmann Stiftung.
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Der Befund, dass sich die Muslime in der bundesdeutschen Gesellschaft verankert sähen, widerlege das Vorurteil von Parallelgesellschaften, sagte Staatsministerin Özoguz. Sie warb für mehr Begegnungen von Muslimen und Nicht-Muslimen in ihren Nachbarschaften und im Alltag. Für die Sonderstudie wurden von TNS-Emnid im November 937 Nicht-Muslime über ihre Einstellungen zum Islam befragt.