Kultusminister: Schaffen der Cranachs wirkt bis heute

Kultusminister: Schaffen der Cranachs wirkt bis heute
Für Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh hat das künstlerische Erbe der Cranachs auch nach fünf Jahrhunderten nicht an Aktualität verloren. Das bevorstehende Cranachjahr werde als Teil der Lutherdekade zum 500. Reformationsjubiläum 2017 keineswegs nur zurückschauen, sagte der SPD-Politiker in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Magdeburg. Mit dem Motto "Bild und Bibel" rücke 2015 ein ganz zentrales Thema der Reformation in den Fokus, das eine Reihe von Gegenwartsfragen beinhalte.

So gehe es etwa darum, wie früher Debatten um Glaubensfragen geführt worden seien und wie heute solche Themen im Zeitalter moderner Medien und globaler religiöser Krisen kommuniziert würden. "Die Reformation war eben nicht nur Kirchenreform, sondern auch Medienrevolution. Der Kampf um die Bilder ist längst im Gange", betonte Dorgerloh. Lucas Cranach der Ältere (1472-1553) und sein gleichnamiger Sohn, Lucas Cranach der Jüngere (1515-1586), gehören zu den wichtigsten Malern der Reformationszeit. Ihre Einflüsse würden sich natürlich auch noch in der gegenwärtigen Kunst erkennen lassen, sagte Dorgerloh.

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Viele Künstler der Moderne hätten sich mit den Werken der Cranachs auseinandergesetzt, besonders intensiv Pablo Picasso. Die Malerwerkstatt der Cranachs in Wittenberg sei für ihre Zeit unglaublich innovativ gewesen. Die Cranachs hätten für die Reformation eine neue, didaktische Bildsprache geschaffen und ihre Verbreitung durch standardisierte Prozesse befördert. "Für Luther-Porträts gab es Vorlagen, das muss ausgesehen haben wie in Andy Warhols Werkstatt in New York!", fügte der Minister hinzu.

Zum 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren ist in Sachsen-Anhalt eine Landesausstellung geplant. Gezeigt werden soll sie ab Juni in Wittenberg, Wörlitz und Dessau-Roßlau. Damit soll laut Dorgerloh auch jungen Menschen der Zugang zu den Kunstwerken vermittelt werden. So ist etwa ein Projekt "Pop-up Cranach" mit interaktiven Exponaten, begehbaren Ausstellungsmodulen und einer Mitmach-Werkstatt vorgesehen. "Wir werden also nicht nur herausragende Gemälde und Altäre zeigen, sondern wir präsentieren auch die authentischen Orte, wo Cranach gelebt und gewirkt hat", sagte der Minister.

Dass die Cranachs erfolgreiche Unternehmer mit vielen Wirkungsfeldern waren, steht für Dorgerloh nicht im Widerspruch zum Einsatz der Reformatoren für soziale Gerechtigkeit. Es wäre jedoch wünschenswert, dass die soziale Frage in der Reformationszeit mehr Aufmerksamkeit bis zum Jahr 2017 erhielte, sagte er.

Die Wirkung der Reformation sei gerade in diesem Bereich immens gewesen. So sei mit dem Gemeinen Kasten und neuen Kirchenordnungen vielerorts die erste institutionalisierte Sozialfürsorge entstanden. Ferner wurden Gemeinden zum Bau und Betrieb von Schulen verpflichtet. "Das alles wirkt bis heute nach", sagte Dorgerloh.