Kirchen zum Jahreswechsel: Mehr Solidarität

Foto: Sebastian Backhaus/dpa
Einwohner der syrischen Stadt Kobani (Arabisch: Ain al-Arab) flüchten am 30.09.2014 vor den Attacken Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und deren Kämpfen mit kurdischen Einheiten über die Grenze in den türkischen Ort Suruc. Dieser kurdische Junge hält den Käfig seines Kanarienvogels fest in der Hand.
Kirchen zum Jahreswechsel: Mehr Solidarität
Die Kirchen in Deutschland haben zum Jahreswechsel einen besseren gesellschaftlichen Zusammenhalt angemahnt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte am Mittwoch, soziales Engagement und aktive Teilhabe an den ethischen Debatten unserer Zeit seien "keine evangelische Kür, sondern Zeugnis christlichen Glaubens".

Etwa in der Flüchtlingsarbeit sei Deutschland mehr denn je auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, rief zu Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen auf.

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Bedford-Strohm sprach sich zum neuen Jahr für eine "Kultur des Miteinanders auf Augenhöhe" aus. "Sich bedingungslos angenommen zu fühlen, gehört zu den schönsten Dingen, die Menschen erfahren können", sagte der Ratsvorsitzende in Hannover. Der Jahresbeginn 2015 biete eine gute Gelegenheit, innezuhalten und über die eigenen Beziehungen nachzudenken.

Fürst sagte, der Frieden in der Welt sei so fragil wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Millionen Menschen flüchteten vor Hunger und Todesgefahr. Auf ihrer Flucht über das Mittelmeer seien im Jahr 2014 rund 3.400 Menschen ums Leben gekommen. Die in Deutschland angekommenen Flüchtlinge hätten Schlimmstes erlebt und bräuchten Hilfe, sagte der Bischof  laut einer Mitteilung am Silvesterabend im oberschwäbischen Hohentengen.

Woelki: Mehr Sachlichkeit in Flüchtlingsdebatte

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki forderte mehr Sachlichkeit in der Debatte um steigende Flüchtlingszahlen in Deutschland. "Nicht wir im reichen Europa haben ein Flüchtlingsproblem, sondern die armen Nachbarländer der Krisenregionen", sagte Woelki am Mittwochabend in seiner Silvesterpredigt im Kölner Dom. Von den weltweit nach UN-Angaben 45 Millionen Flüchtlingen blieben 80 Prozent in ihren Heimatländern oder den Nachbarländern. "Diese Wahrheit verkünden wir zu wenig, zu zaghaft und zu leise", sagte der Kardinal laut Redetext.

Wenn die Bundesrepublik Zehntausende Syrer oder Afghanen aufnehme, sei das nur ein Hundertstel von dem, was die Nachbarländer leisteten, betonte Woelki, der das Erzbistum Köln seit September leitet. "Können wir nicht ein Zehntel von dem leisten, was Pakistan oder die Türkei tun?" Christen seien aufgerufen, mit solchen Fakten Stimmungsmache entgegenzutreten.

Mussinghoff: Willkommenskultur für Einwanderer

Das gelte gerade, wenn Organisationen meinten, "sie müssten das Abendland gegen Menschen verteidigen, die buchstäblich oft nur ihr nacktes Leben nach Deutschland retten konnten", sagte der Erzbischof mit Blick auf die Demonstrationen der "Pegida"-Bewegung (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes). Das Abendland werde nicht verteidigt, "wenn wir die Schotten dichtmachen". Dem christlichen Abendland werde man vielmehr gerecht, indem man Armut bekämpfe, Wohnungslosen Obdach gebe und Flüchtlingen eine menschenwürdige Unterkunft und Nachbarschaftlichkeit zukommen lasse.

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff forderte eine Willkommenskultur für Einwanderer aus Südosteuropa. Wenn Migranten aus Bulgarien und Rumänien öffentlich vorgeworfen werde, nur von staatlichem Geld leben zu wollen, sei das fürchterlich, sagte Mussinghoff am Mittwoch in der Jahresschlussandacht im Aachener Dom. "Nein, wir haben sie nötig und wir tun uns etwas Gutes, wenn wir sie integrieren, als Facharbeiter ausbilden und sie uns zu Freunden machen." Christen müssten Migranten und Flüchtlingen zeigen, dass sie in Deutschland willkommen seien, sagte Mussinghoff laut Redemanuskript.