Ostbeauftragte fordert Unternehmen: Bündnisse gegen Rechtsextremismus stärken

Ostbeauftragte fordert Unternehmen: Bündnisse gegen Rechtsextremismus stärken
Die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Iris Gleicke, dringt auf ein stärkeres Engagement der Wirtschaft gegen Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit.

Sie erwarte von den Unternehmen, dass sie sich klarer engagierten und mitmachten bei den Bürgerbündnissen gegen Rechtsextremismus, sagte die SPD-Politikerin dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin: "Die vielbeschworene Willkommenskultur muss Teil unserer Wirtschaftskultur werden.

"Angesichts der demografischen Entwicklung in Ostdeutschland sei Zuwanderung aus dem Ausland selbstverständlich nötig, unterstrich Gleicke. "Dafür brauchen wir eine offene Gesellschaft in den ostdeutschen Ländern." Dies bedeute etwa, sich mit den Zugezogenen auseinanderzusetzen, nicht nur mit ihrer Rolle als Fachkraft und Arbeitskraft. "Mancherorts sind in Ostdeutschland ausländische Fachkräfte angeworben und dann vor Ort allein und im Stich gelassen worden - das geht so nicht", sagte die parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium. Um Zugezogenen das Gefühl einer Willkommenskultur zu geben, seien auch kleinen Gesten wie die Einladung auf ein Feierabendbier hilfreich.

Pegida? - "Kaum zu verstehen"

Besorgt äußerte sich die aus Thüringen stammende SPD-Politikerin über die "Pegida"-Demonstrationen gegen eine vermeintliche Islamisierung in Dresden: "Das ist kaum zu verstehen in einer Gesellschaft, in der noch vor gut 25 Jahren viele Menschen selber entweder auf der Flucht oder zumindest von dem Wunsch beseelt waren, in einer anderen, besseren und freien Welt zu leben." Zudem seien Muslime in Dresden eine verschwindend geringe Minderheit. "Insgesamt muss man da auf jeden Fall gegenhalten, eben auch vonseiten der Wirtschaft", sagte Gleicke.

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Vorsichtig hoffnungsvoll äußerte sich Gleicke zur demografischen Entwicklung in Ostdeutschland. Von einer Trendwende könne trotz des positiven Wanderungssaldos im Jahre 2013 zwar noch nicht gesprochen werden: "Es gibt sehr unterschiedliche Entwicklungen, die gleichzeitig ablaufen." Aber Berlin ziehe Menschen an, auch Dresden und andere Städte. Die ostdeutschen Universitäten und Fachhochschulen erfreuten sich großen Zulaufs, erläuterte die Beauftragte. In anderen Regionen allerdings halte die Abwanderung an. Dabei hätten sich die Perspektiven in Ostdeutschland durch den Fachkräftemangel verbessert, ergänzte die SPD-Politikerin. Junge Leute könnten sich jetzt eher aussuchen, was sie machen wollten.

Da es in einigen Regionen inzwischen einen Männerüberschuss von 25 Prozent gebe, müsse vor allem geschaut werden, dass auch Frauen dort berufliche Perspektiven finden, sagte Gleicke. Klar sei aber auch, dass die Entwicklung in Regionen mit einer hohen Abwanderung nicht innerhalb einer Generation komplett umgedreht werden könne. "In einem ersten Schritt müssen wir dafür sorgen, dass solche Regionen nicht dauerhaft abgehängt werden", unterstrich die Staatssekretärin. Dies schließe neue und intelligente Lösungen für die öffentliche Daseinsvorsorge in zunehmend dünner besiedelten Regionen ein: "Da ist der Osten Deutschlands tatsächlich schon an vielen Stellen Vorreiter."