Weihnachten wird nach Ansicht der Kölner Telefonseelsorgerin Gabriele Koye häufig zu sehr mit Erwartungen überfrachtet. "Viele Menschen verbinden das Fest mit Geborgenheit und Zugehörigkeit und wünschen sich absolute Harmonie", sagte die Leiterin der Evangelischen Telefonseelsorge in Köln dem epd. "Das setzt sie unter Druck und führt dazu, dass Weihnachten emotional sehr anstrengend sein kann."
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Kurz vor Heiligabend und den Feiertagen stünden die Leitungen der Telefonseelsorger nicht still, berichtete Koye weiter. Die Gespräche mit den ehrenamtlichen Beratern drehten sich um den Stress der Vorbereitung, um die Gestaltung der Feier, die Gäste, um Möglichkeiten zur Streitvermeidung und Geschenke bei schmalem Budget. Oft führten die Seelsorger und Seelsorgerinnen daher "Strategiegespräche". Dabei überlegten sie gemeinsam mit dem Anrufenden, was Schritt für Schritt noch für das Weihnachtsfest zu tun ist und wie sie sich vor Überforderung und zu hohen Erwartungen der Gäste oder der Familie schützen können.
Vor allem für Scheidungsfamilien sei das Weihnachtsfest oft eine große Herausforderung, betonte Gabriele Koye. "Für geschiedene Eltern ist es häufig schwierig, ihre Spannungen nicht auf die Kinder zu übertragen." Angesichts der zunehmenden Zahl an Patchworkfamilien spiele die Frage, wie das Fest trotz aller vergangenen Streitigkeiten und Verletzungen friedvoll gefeiert werden kann, eine große Rolle.
Auch viele Singles melden sich nach Koyes Worten in den Weihnachtstagen bei der Telefonseelsorge. "Weihnachten ist für viele Menschen ein Familienfest, und da empfinden Anrufer ihre Einsamkeit besonders schmerzlich, die häufig nach einem Verlust des Lebenspartners, Krankheit oder Armut entstanden ist", sagte Koye. Viele erzählten am Telefon gerne von ihren Kindheitserinnerungen an das wichtigste Fest des Jahres, wollten Gebete hören oder auch Weihnachtslieder singen. "Ich habe selbst schon Lieder auf Platt mit Anrufern gesungen", berichtete die Seelsorgerin.