Es spreche nichts dagegen, dass Menschen einen geschmückten Baum als reine Winter-Dekoration aufstellen oder auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein trinken, ohne dabei an Christi Geburt zu denken, sagte der Experte für jüdische und christliche Feste dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstagsausgabe). "Auf Weihnachten gibt es kein Copyright - weder auf das Brauchtum noch auf die religiöse Deutung."
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Nichtchristen oder Andersgläubige könnten selbst entscheiden, was sie von einem christlichen Fest an Stimmungen, Bräuchen oder Symbolen übernehmen wollten, betonte der Direktor des Seminars für Liturgiewissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Münster. Dieser Wandel sei natürlich und legitim, denn das Brauchtum selbst sei "weder christlich noch jüdisch noch römisch oder heidnisch, sondern wartet darauf, dass Leute etwas daraus machen". Selbst vermeintlich zentrale Symbole wie der Weihnachtsbaum hätten mit dem Glaubensgehalt des Weihnachtsfests an sich überhaupt nichts zu tun.
Leonhard wies darauf hin, dass die Christen mit der Feier der Geburt Jesu um die Wintersonnenwende selbst ein Fest aus der römischen Antike übernommen und für sich angepasst hätten. Der Erfolg des Weihnachtsfestes sei so groß, dass ihm sogar Andersgläubige etwas abgewinnen könnten. Statt beleidigt klingender Reaktionen über angeblich sinnentleerte Brauchtumspflege sollten sich Christen darüber ruhig freuen, sagte der Theologe.