Mit Snowden erhielten auch die Dokumentarfilmerin Laura Poitras ("Citizenfour") und der Journalist Glenn Greenwald die Ehrung. Beide hatten für die Veröffentlichung der Erkenntnisse Snowdens gesorgt. Snowden wurde per Videoleitung aus Moskau zu der Preisverleihung zugeschaltet.
Die Menschenrechtsorganisation habe mit Snowden einen außergewöhnlichen und mutigen Menschen ausgezeichnet, der mit seinen Enthüllungen den größten geheimdienstlichen Überwachungs- und Ausspähskandal aller Zeiten aufgedeckt habe. Mit seiner Gewissens- und Lebensentscheidung habe er seine persönliche Freiheit aufs Spiel gesetzt, erklärte die Internationale Liga für Menschenrechte.
Liga-Präsidentin Fanny-Michaela Reisin nannte die drei Preisträger "die revolutionäre Avantgarde der neuen, wesentlich durch Elektronik geprägten Zeit". Sie hätten über "ungeheuerliche Verletzungen" der Menschenrechte aufgeklärt, die insbesondere durch die Regierungen begangen würden, die vorgäben, Hüter der Freiheit und Demokratie zu sein.
Die Welt "ein Stück weit verändert"
Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) betonte in seiner Laudatio auf Snowden, dieser habe die Welt "ein Stück weit verändert". Er habe den Blick auf die Ausspähpraktiken der Geheimdienste und die Freiheitsgefährdungen gelenkt, die von der digitalen Revolution ausgingen. Der Whistleblower habe damit "den Blick geöffnet auf den größten geheimdienstlichen Überwachungsskandal, den ich kenne", sagte Baum. "Snowden hat die Werte unserer freiheitlichen Gesellschaft verteidigt - nun müssen wir ihn verteidigen", forderte der Liberale.
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Die Laudatio auf Poitras hielt der Filmregisseur und Ossietzky-Medaillenträger von 2012, Peter Lilienthal. Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck, der Snowden in Deutschland vertritt und zu dessen internationalem Juristenteam gehört, sprach für Greenwald.
Die Internationale Liga für Menschenrechte sieht sich nach den Worten ihrer Präsidentin als Teil sozialer und radikaldemokratischer Protest- und Widerstandsbewegungen, die sich gegen Aufrüstung, Militarismus, staatlichen Machtmissbrauch und Rechtsbeugung sowie für die Durchsetzung der Menschenrechte einsetzen. Einschließlich pazifistischer Vorgängerorganisationen blickt sie auf ein hundertjähriges Bestehen zurück.
Mit der seit 1962 verliehenen Carl-von-Ossietzky-Medaille erinnert die Liga an den Publizisten der Weimarer Republik und Herausgeber der Zeitschrift "Weltbühne?. Das Mitglied der Deutschen Liga für Menschenrechte wurde 1931 wegen "Verrats militärischer Geheimnisse? zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach dem Reichstagsbrand kam er 1933 in Gestapo-Haft. Er starb 1938 an den Folgen in Konzentrationslagern erlittener Misshandlungen.