Vier von sechs Preisträger-Filmen beschäftigen sich mit dem Schicksal von Flüchtlingen, wie die Organisatoren am Samstag bekanntgaben. Fast ein Drittel aller eingereichter Filme habe sich diesem Thema gewidmet, erklärte der Sprecher des Menschenrechts-Filmpreises, Marco Junghänel, am Samstag in Nürnberg.
Die "aufopfernde und zeitintensive" Arbeit der Autoren der Filme, die sich mit Menschenrechten beschäftigen, hob Jurymitglied und Filmemacher Pagonakis Pagonakis hervor. Für solche Beiträge sei in den Sendern weniger Budget vorhanden als für Sport oder Unterhaltung, erklärte Pagonakis. Deswegen seien Ehrungen wie der Menschenrechts-Filmpreis neben der Quote "die zweite Währung".
Den erstmals vergebenen Preis in der Kategorie "Langfilm" holte sich eine Dokumentation über den jungen Shin Dong-hyuk, der 1983 in einem nordkoreanischen Umerziehungslager geboren wurde. Der Film "Camp 14 - Total Control Zone" ist eine Koproduktion von BR, WDR und arte. Der 101 Minuten lange Streifen von Marc Wiese, der bereits 2004 zu den Preisträgern gehörte, sei "ein wichtiges Zeitdokument", urteilte die Jury. Er lasse auch zwei Täter zu Wort kommen.
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In der Kategorie Magazinbeitrag gewann "Yussuf - die Geschichte einer Flucht", ein Film für das ARD-Magazin Kontraste. Darin geht es um einen jungen Mann aus Somalia, der in seiner Heimat kurz davor stand, ein bekannter Fußballer zu werden, von mächtigen Clans aber dann vertrieben wurde und in einem überfüllten Flüchtlingsboot nach Italien kam. Der Beitrag erzähle eine Fluchtgeschichte, die für Hunderte stehe und das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik verdeutliche, hieß es in der Begründung der Jury.
Der MDR-Kinderfilm "Mohammed auf der Flucht" von Guido Holz erhielt den Preis für den besten Kurzfilm. Der Beitrag veranschauliche beispielhaft das Schicksal geflüchteter syrischer Kinder in einer Weise, dass er Kinder erreiche, ohne zu verharmlosen oder die Zuschauer zu verängstigen, befand die Jury.
Die Auszeichnung in der Kategorie "Bildung" holte sich Behrooz Karamizade mit "Bahar im Wunderland", einer Reise eines kleinen Mädchens mit seinem Vater in eine völlig fremde Welt. Der Gewinnerfilm in dieser Sparte wird aus allen Einsendungen ermittelt und eignet sich nach Ansicht der Jury für die Bildungsarbeit. Preisträger in der Kategorie "Filmhochschule" wurden Anna Frances Ewert und Nadesha Falk Müller mit "Nadesha". Sie zeigen Roma-Familien in einem bulgarischen Stadtviertel, die mit dem täglichen Überleben beschäftigt sind.
In der Kategorie "Amateure" wurde der Film "Finde den Fehler" ausgezeichnet. In knapp zwei Minuten öffne der Film einen humorvollen Blick auf Vorurteile über homosexuelle Lebensformen, hieß es. Gewinner ist der österreichische "Verein zur Förderung komplementärer Diversitätsstrukturen".
416 Produktionen waren in diesem Jahr zum Wettbewerb eingereicht worden, darunter 100 Einsendungen für die neue Kategorie Langfilm. Jede der Wettbewerbskategorien ist mit 2.500 Euro dotiert. Den Menschenrechts-Filmpreis loben seit 1998 alle zwei Jahre 18 Menschenrechtsorganisationen aus, darunter amnesty international, die deutsche UNESCO-Kommission und das katholische Missionswerk missio. Die Koordination übernimmt die Evangelische Medienzentrale Bayern mit Sitz in Nürnberg. Der Preis wird jeweils am Samstag vor dem 10. Dezember, dem "Internationalen Tag der Menschenrechte", verliehen.