Die Auszeichnung habe für ihn besonderen Wert, sagte Greenwald in München. Zugleich zeigt er sich aber auch enttäuscht über den Umgang der Bundesregierung mit NSA-Whistleblower Edward Snowden.
Greenwald wurde mit dem Preis für sein Buch "Die globale Überwachung" geehrt. Der Autor habe erheblichen Mut bewiesen, als er sich zusammen mit Snowden entschloss, zu zeigen, "dass die totale Überwachung nicht nur eine technische Möglichkeit, sondern eine reale politische Gefahr geworden ist", heißt es in der Begründung der Jury. Greenwald hatte im Juni 2013 in der Tageszeitung "The Guardian" als erster die von Snowden übermittelten Dokumente veröffentlicht.
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Laudator Heribert Prantl sagte bei der Verleihung, Edward Snowden habe "eine globale Großinquisition aufgedeckt und musste fliehen vor dem Großinquisitor". Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter habe "etwas Besseres verdient, als ein wackeliges Asyl in Russland": "Glenn Greenwald und sein Buch erinnern uns fortwährend daran. Dafür danken wir ihm", betonte der Journalist der "Süddeutschen Zeitung".
Greenwald hatte am Montagvormittag von "Drohungen, Druck und Anschuldigungen" seitens verschiedenster Regierungen rund um den Erdball berichtet gegen alle, die an Snowdens Dokumenten gearbeitet hatten. Dies hätten die Beteiligten im Sinne der mutigen Entscheidung Snowdens auf sich genommen, sein bisheriges Leben und seine Freiheit aufzugeben. Der Whistleblower sei der "moralischen und ethischen Pflicht gefolgt", die Öffentlichkeit vor der Überwachung durch die Geheimdienste zu warnen.
In diesem Kontext habe gerade die Auszeichnung mit dem Geschwister-Scholl-Preis einen speziellen Wert, sagte Greenwald. "Es ist eine besondere Ehre, einen Preis zu erhalten, der nach Menschen benannt ist, die diesen Geist in solcher Reinform verkörpern." Die Auszeichnung erinnert an Hans und Sophie Scholl, die in der NS-Widerstandsgruppe "Weiße Rose" aktiv waren und dafür 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet wurden.
Zugleich äußerte Greenwald aber auch Kritik an der deutschen Politik. Deutschland und seine politische Elite hätten zusammen mit Brasilien und den USA am meisten von den Enthüllungen über die Spionagetätigkeiten der NSA profitiert. Es sei nun "nicht nur überraschend, sondern fürchterlich mitanzusehen", dass die Bundesregierung nicht willens sei, auch nur geringe Risiken einzugehen, um Snowden vor der US-Strafverfolgung zu schützen.
Rund anderthalb Jahre nach der Veröffentlichung von Snowdens Dokumenten zeigte sich Greenwald zufrieden mit dem Effekt der Enthüllungen. "Selbst in den wildesten Träumen hätten wir nicht zu hoffen gewagt, dass die Story so groß wird, oder dass so viele Veränderungen passieren würden", sagte er. Zwar habe es kaum Gesetzesänderungen gegeben. Mindestens ebenso wichtig sei es aber, dass die Bürger wüssten, was mit ihrer Privatsphäre geschehe. Auch Internetkonzerne wie Google oder Facebook hätten unter dem Druck der Öffentlichkeit begonnen, die Daten ihrer Nutzer besser vor dem Staat zu schützen.
Der Geschwister-Scholl-Preis ist zum 35. Mal verliehen worden. In den vergangenen Jahren war die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung unter anderem an den chinesischen Dissidenten Liao Yiwu, den Journalisten Roberto Saviano und die russische Reporterin und Menschenrechtsaktivistin Anna Politkowskaja gegangen.