Spitzenvertreter der katholischen und orthodoxen Kirche in Deutschland hoffen, dass der Besuch von Papst Franziskus in der Türkei die Lage der dort lebenden Christen verbessert. "Ich halte es für möglich, dass etwas bewegt wird", sagte der Magdeburger Bischof Gerhard Feige am Donnerstag in Bonn. Die katholische Kirche habe in der Türkei nach wie vor keinen gesicherten Rechtsstatus. Dies bedeute zum Beispiel, dass ihr rein rechtlich keine Gebäude gehören dürften. Auch nach den Worten des Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, gibt es "keinen Zweifel", dass die Papstvisite den türkischen Christen helfen werde.
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Franziskus reist am Freitag zu einem dreitägigen Besuch in das mehrheitlich islamische Land. Vorgesehen sind unter anderem Gespräche mit der Staatsspitze in Ankara, Besuche in der Hagia Sophia und der Blauen Moschee in Istanbul sowie mehrere Gottesdienste. Der Papst und der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., wollen eine ökumenische Erklärung unterzeichnen.
Die theologische Hochschule des orthodoxen Patriarchats von Konstantinopel warte bereits seit 40 Jahren vergeblich darauf, dass sie ihren Lehrbetrieb zur Ausbildung des Nachwuchses wieder aufnehmen dürfe, sagte Feige. Die Begegnung zwischen Papst und Patriarch sei ein Zeichen für den "hohen Stellenwert", den das katholische Kirchenoberhaupt der gelebten Ökumene beimesse, fügte der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz hinzu. Das Verhältnis sei von großem Respekt und hoher Wertschätzung geprägt.
Augoustinos sagte, auch der geplante Moscheebesuch sei ein gutes Zeichen. Allerdings warnte er vor davor, auf schnelle Ergebnisse zu setzen. Schon zuvor hätten zahlreiche Geistliche und Politiker, darunter alle US-Präsidenten, versucht, mit einem Besuch beim Patriarchen die Situation zu verbessern. Auch drei Päpste vor Franziskus hatten die Türkei aufgesucht. "Solche Begegnungen laufen nicht ins Leere, aber es braucht Zeit", sagte der Metropolit. Er und Feige äußerten sich bei der Vorstellung eines katholisch-orthodoxen Dokuments über das Weihnachtsfest.