EU-Parlament ehrt kongolesischen Arzt für Engagement gegen Gewalt

EU-Parlament ehrt kongolesischen Arzt für Engagement gegen Gewalt
Seine Schilderungen erschütterten die EU-Parlamentarier: Der Arzt Denis Mukwege hilft Frauen im Kongo, die im Bürgerkrieg vergewaltigt und verstümmelt wurden. Als er in Straßburg den Sacharow-Preis erhielt, wurde er von Afrikanerinnen gefeiert.

Das Europaparlament hat dem kongolesischen Frauenarzt Denis Mukwege den Sacharow-Preis für geistige Freiheit überreicht. Der 59-Jährige habe das Leid unzähliger Mädchen und Frauen gelindert, sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) am Mittwoch in Straßburg. Mukwege behandelt in seiner Klinik in Bukavu Frauen, die Opfer grausamer Übergriffe durch kongolesische Milizen wurden. In vielen bewaffneten Konflikten, so auch im Kongo, werden Vergewaltigungen und Verstümmelungen als Kriegswaffe eingesetzt.

###mehr-artikel###

Viele EU-Parlamentarier rangen um Fassung, als Mukwege von seiner Arbeit berichtete. Selbst vor sechs Monate alten Babys machten die Kämpfer nicht halt, sagte er. Er habe Tausende Frauen und Mädchen mit zerstörten Genitalien gesehen. Vergewaltigungen seien eine "schrecklich wirksame Kriegsstrategie": Die Menschen hätten panische Angst, flüchteten von ihrem Grund und Boden, könnten oft auch keine Kinder mehr bekommen.

Der Sacharow-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und nach dem russischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989) benannt. Mukwege rief die Europäische Union auf, sich mittels finanzieller und diplomatischer Hebel für Frieden im Kongo einzusetzen. Auch müsse die EU genau darauf achten, dass europäische Firmen über den Handel mit Industrie-Rohstoffen nicht zu Geldgebern in Konflikten würden, warnte er.

"Die internationale Gemeinschaft hat Grenzen für chemische, nukleare und biologische Waffen aufgezeigt", unterstrich der Mediziner. "Wir brauchen auch Grenzen für Vergewaltigung als billige Waffe." Auch Parlamentspräsident Schulz forderte, die Straflosigkeit für Vergewaltigungen in bewaffneten Konflikten müsse beendet werden: "Wenn Vergewaltigungen von Befehlshabern angeordnet werden, dann handelt es sich um Kriegsverbrechen, die als solche bestraft werden müssen."

Die Feierstunde fand trotz der bedrückenden Worte Mukweges ein unerwartet fröhliches Ende: Auf der Gästetribüne saßen zahlreiche Afrikanerinnen, die zu Ehren des Mediziners jubelten und sangen. Schulz würdigte auch die Verdienste der proeuropäischen ukrainischen Bewegung "Euromaidan" und der inhaftierten Menschenrechtlerin Leyla Yunus aus Aserbaidschan. Die Aktivisten waren für den Sacharow-Preis nominiert. Im vergangenen Jahr hatte das Europaparlament die pakistanische Kinderrechtlerin Malala Yousafzai ausgezeichnet.