Das Wort werde noch zu sehr auf das Lesen eines guten Buchs in der Freizeit beschränkt, sagte Sigrid Fahrer von der Stiftung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wer im Internet recherchiert, sich über einen Sänger informiert oder die Anleitung zu einem Online-Spiel studiert, "der liest schließlich auch". Das werde oft verkannt.
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Nach Ansicht von Fahrer könnte eine breitere Auslegung des Begriffs die Lesemotivation bei Kindern und Jugendlichen stärken. "Wer sich bewusst als Leser wahrnimmt, stärkt damit sein 'lesendes' Selbstbewusstsein und hat Spaß am Lesen." Die Stiftung trete deshalb dafür ein, dass alle Medien als gleichwertig angesehen werden. Allerdings wird laut Fahrer das Potenzial neuer Medien zur Leseförderung noch unterschätzt. Angesichts von 7,5 Millionen Analphabeten in Deutschland müsse alles unternommen werden, um diese Zahl zu senken. Digitale Medien wie Apps, Facebook und Online-Zeitungen sollten dabei einbezogen werden.
"Genaue Daten zum Einfluss der digitalen Medien auf die Lesehäufigkeit bei Kindern und Jugendlichen gibt es zwar noch nicht", erklärte Fahrer. "Aber etwa 60 Prozent der Dinge, die Jugendliche in den digitalen Medien tun, wie Recherchieren und Kommunizieren, erfordern auf jeden Fall Lesen und Schreiben." Mit diesem Thema befasst sich an diesem Dienstag eine Fachtagung der Stiftung in Berlin. Bis zu 150 Teilnehmer wollen über die Chancen digitaler Medien für das Lesen diskutieren.
Nach Auffassung von Fahrer wird das Potenzial der digitalen Medien an Schulen noch nicht ausgeschöpft. Es gebe hierbei eine Kluft zwischen Freizeit-Verhalten und der Nutzung von Computern im Unterricht. Auch die Ausstattung an Schulen etwa mit Tablets stehe noch ganz am Anfang. "Den Laptop mit einem Beamer zu verbinden, fördert nicht zwangsläufig die Medienkompetenz." Ebenso wichtig sei die Fortbildung von Lehrern auf diesem Gebiet. Viele Lehrkräfte fordern in diesem Bereich Unterstützung, sagte Fahrer.
Laut der vor wenigen Tagen veröffentlichten internationalen ICILS-Studie sind Achtklässler in Deutschland im weltweiten Vergleich nur Mittelmaß im Umgang mit Internet und Computer. Auch viele Lehrer waren mit der Technik an ihren Schulen unzufrieden, oft weil sie veraltet war. Daraufhin kündigte das Bundesbildungsministerium an, die Länder bei der Lehrerfortbildung in digitalen Medien in den nächsten zehn Jahren mit bis zu 500 Millionen Euro zu unterstützen.