Das Beispiel der Frauenkirche in Dresden zeige, welche wichtige und wertvolle Funktion ein solches Projekt für die Gesellschaft habe - gerade auch für die Versöhnungsarbeit, sagte Primor bei einer Diskussionsveranstaltung am Montagabend in Potsdam. Zwar könne man das theoretisch auch in einem modernen Gebäude leisten. Aber ein historisches Bauwerk sei besser geeignet, denn "wir brauchen diesen Brückenschlag in unsere Vergangenheit, um unsere Seele besser zu verstehen und Brücken bauen zu können", sagte Primor. Deshalb halte er den Wiederaufbau der historisch belasteten Potsdamer Kirche "für fast unentbehrlich."
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Primor, der in Potsdam auf Einladung der Garnisonkirchen-Stiftung sein jüngstes Buch "Süß und ehrenvoll" über jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg vorstellte und anschließend mit dem Berliner Altbischof Wolfgang Huber über das Überwinden von Feindbildern diskutierte, nannte die deutsch-israelischen Beziehungen als Beispiel für überwundenen Hass. Der Schlüssel, um Feindbilder abzubauen, liege im sich kennenlernen, sagte der 79 Jahre alte Publizist. "Dann bricht das Eis." Deshalb fußten Antisemitismus und Rassismus auf Ignoranz.
Auslöser bei den Israelis, die Ablehnung gegen alles Deutsche aufzugeben, sei das Wiedergutmachungsabkommen vom September 1952 gewesen. Damals seien viele Industriegüter aus der Bundesrepublik nach Israel gebracht worden, weshalb Israelis von deutschen Fachkräften angelernt werden mussten. "So war dann plötzlich ein menschlicher Kontakt da", sagte Primor, der von 1993 bis 1999 Botschafter Israels in Deutschland war.
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Zwischenmenschliche Beziehungen und gemeinsame Interessen von Ländern seien das beste friedensstiftende Mittel, sagte der Publizist weiter. "Das führt dazu, dass man nicht mehr in dem anderen den Teufel sieht".