Es sei nicht tragbar, dass sich Familien und Kinder ein Zimmer mit unbekannten Personen teilen müssten, sagte Bianka Pergande von "Save the Children" dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre." Zudem bräuchten sie Rückzugsmöglichkeiten, wo sie vor Gewalt geschützt und abseits von Lärm spielen könnten.
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Im vergangenen Jahr waren nach Angaben von Pergande 36 Prozent aller Asylanträge für Kinder und Jugendliche gestellt worden, davon 70 Prozent für Mädchen und Jungen unter zehn Jahren. Bund, Länder und Kommunen seien auf die hohe Zahl der Flüchtlinge schlecht vorbereitet, beklagte sie. Bei der Erteilung einer Betriebserlaubnis für Unterkünfte müsse der Fokus künftig stärker auf das Kindeswohl gelenkt werden.
"Save the Children" sieht viele Pädagogen in Kindergärten und Schulen überfordert. "Es fängt schon damit an, dass der Schulpflicht nicht immer nachgekommen wird", sagte Pergande. Das hänge auch damit zusammen, dass vor allem in strukturschwachen Regionen Unterkünfte außerhalb der Ortschaften lägen. "Da gibt es Probleme mit dem Nahverkehr und der Erreichbarkeit von Schulen." Fehlende Bildung wirke sich aber nachteilig auf die Entwicklung der Kinder aus.
Kinder aus Flüchtlingsfamilien hätten außerdem einen schlechteren Zugang zur medizinischen Versorgung als ihre Altersgenossen aus Deutschland. "In manchen Unterkünften steht ein Arzt für eine dreistellige Zahl von Menschen lediglich für ein paar Stunden in der Woche zur Verfügung", sagte sie. Wenn Eltern durch Krieg und Gewalt traumatisiert seien, bleibe das nicht ohne Folgen für die Kinder. Die psychosoziale Beratung reiche in solchen Fällen oft nicht aus, sagte Pergande.