"Keiner darf sich ausblenden. Keiner kann sich bei einer solchen Jahrhundertkatastrophe wegducken", sagte Müller dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir können in der westlichen Welt nicht akzeptieren, dass die Menschen hinter der Front verhungern."
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Es sei jetzt eine internationale Initiative erforderlich, die über das Engagement der europäischen Staaten hinausgehe, fügte der Minister hinzu. "Die persönliche Betroffenheit ist groß. Aber die Reaktionen im humanitären Bereich sind nicht ausreichend koordiniert."
Mit Blick auf den bevorstehenden Winter betonte Müller: "Kurzfristig geht es um das Überleben. Es regnet bereits im Irak, dann kommt der Schnee und dann der Tod für diese Menschen." Mittelfristig gehe es vor allem darum, Infrastruktur für die Menschen zu schaffen. Schulen müssten aufgebaut werden, psychotherapeutische Behandlungen für traumatisierte Kinder angeboten und die Gesundheitsversorgung gewährleistet werden.
"Wenn Syrien wiederaufgebaut werden kann, wollen viele wieder in ihre Heimat zurück", sagte Müller. Mit Ausbildungsprogrammen müsste man bereits heute Perspektiven für die künftigen Generationen schaffen. Zudem müssten die Nachbarstaaten Libanon, Jordanien oder auch der Irak bei der Wasserversorgung oder beim Abfallsystem unterstützt werden. Diese Länder seien auf die zusätzlichen Lasten nicht vorbereitet. "Hier müssen wir Unterstützung leisten, sonst kommt es zu einer Destabilisierung der Region."
Seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Frühjahr 2011 sind nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) mehr als drei Millionen Menschen aus Syrien geflohen - vor allem in die angrenzenden Staaten. Im Libanon leben mehr als 1,1 Millionen Flüchtlinge, auch die Türkei hat über eine Million Menschen aufgenommen. In Jordanien haben mehr als 600.000 Männer, Frauen und Kinder Zuflucht gefunden.
Am Dienstag kommen Vertreter von 40 Staaten und internationalen Organisationen zu einer Syrien-Flüchtlingskonferenz in Berlin zusammen. Eingeladen haben Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Entwicklungsminister Müller und UN-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres.