Vor der Syrienkonferenz am Dienstag in Berlin hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) an die Staaten appelliert, die Hilfsgelder für syrische Flüchtlinge umgehend aufzustocken. "Wir brauchen sofort finanzielle Unterstützung. Wenn wir nicht umgehend Hilfen bekommen, müssen die Essensrationen für die Flüchtlinge bereits ab November reduziert werden", sagte der WFP-Nothilfekoordinator für Syrien, Muhannad Hadi. "Wir dürfen das syrische Volk nicht allein lassen".
Hadi hob hervor, dass Kinder und Jugendliche besonders gefährdet seien. Angesichts der materiellen Notlage würden Mädchen immer häufiger zwangsverheiratet. Zudem sei die Gefahr groß, dass Kinderarbeit zunehme. "Eltern schicken ihre Kinder nicht mehr in die Schule, sondern sie sollen helfen, das Überleben zu sichern", sagte Hadi. Nach Angaben des Welternährungsprogramms werden pro Woche rund 35 Millionen US-Dollar benötigt, um die Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln zu versorgen.
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"Wenn wir die Syrer nicht unterstützen, dann tun es andere, die dies nicht aus humanitären Gründen tun", sagte Hadi. Die Gefahr sei groß, dass sich Terrorgruppen das Schicksal der Menschen zunutze machten. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Frühjahr 2011 sind nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) mehr als drei Millionen Menschen aus Syrien geflohen - vor allem in die angrenzenden Staaten. Im Libanon leben mehr als 1,1 Millionen Flüchtlinge, auch die Türkei hat über eine Million Menschen aufgenommen. In Jordanien haben mehr als 600.000 Männer, Frauen und Kinder Zuflucht gefunden.
Die Erwartungen an die für Dienstag in Berlin geplante Syrien-Flüchtlingskonferenz seien hoch, sagte Hadi. "Man kann die Ernährungslage der Menschen verbessern, man kann Zelte und Kleidung an die Flüchtlinge verteilen. Aber das ist nur ein schwacher Trost für die Menschen. Sie haben ihr Zuhause verloren." Gefordert sei daher die langfristige Unterstützung der Weltgemeinschaft für die Flüchtlinge in und außerhalb Syriens. "Niemand weiß, wie lange der Bürgerkrieg noch andauern wird, und es scheint, dass auch die Politik noch keine Lösung für den Konflikt hat."
Am Dienstag kommen Vertreter von 40 Staaten und internationalen Organisationen zu einer Syrien-Flüchtlingskonferenz in Berlin zusammen. Eingeladen haben Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und UN-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres.
Im syrischen Bürgerkrieg kämpfen das Regime des Diktators Baschar al-Assad sowie verschiedene Rebellen- und Terrorgruppen um die Macht. In dem Konflikt kamen bislang mehr als 190.000 Menschen ums Leben.