Die massiven Hooligan-Krawalle am Sonntag in Köln offenbaren nach Einschätzung der Gewerkschaft der Polizei "eine ganz neue Qualität der Gewalt". "Solche Ausschreitungen in der Form haben wir hier in Nordrhein-Westfalen in den letzten 20 Jahren noch nicht gehabt", sagte Gewerkschaftssprecher Arnold Plickert am Montag im WDR-Radio. Die Beamten hätten gegen die bis zu 5.000 demonstrierenden Hooligans vier Mal Wasserwerfer eingesetzt, anders seien sie nicht in den Griff zu bekommen gewesen. In den letzten zehn Jahren seien in Nordrhein-Westfalen zuvor nur zweimal Wasserwerfer zum Einsatz gekommen.
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Dass sich die Hooligan-Demonstration hinter dem Kölner Hauptbahnhof gegen radikalislamische Salafisten richtete, hält Plickert für einen Vorwand. Es sei darum gegangen, Gewalt auszuleben, sagte er. Beamte waren bei der Kundgebung am Sonntag unter anderem mit Steinen und Flaschen attackiert worden. Dabei wurden nach Polizeiangaben 44 Polizisten verletzt.
Besorgt äußerte sich Plickert darüber, dass sich in Köln Hooligan-Gruppen zusammengeschlossen hätten, die noch bis vor einigen Monaten "bis aufs Blut verfeindet waren". Insgesamt gebe es "ein Potenzial von 17.000 Gewaltsuchenden im Fußball". Auch Rechtsextremisten spielten eine Rolle. So gingen die Experten bei Hooligans und Rechtsextremisten bundesweit "von einer Überschneidung von 400 Personen aus".
Die Linkspartei kritisierte, dass die Demonstration überhaupt genehmigt wurde. Das Veranstaltungsrecht sei "nicht zur Legalisierung von Neonazi-Gewaltexzessen da", sagte Parteichef Bernd Riexinger der Onlineausgabe der Tageszeitung "Neues Deutschland". Das Gewaltpotenzial und der rechtsextreme Charakter der Veranstaltung seien lange vorher bekannt gewesen. Die Linke in NRW warf der Polizei "eine verharmlosende Gefahrenanalyse" vor. Warnungen seien ignoriert worden und ein zurückhaltendes Einsatzkonzept habe "die Orgie der Gewalt" mit ermöglicht.