Über 10.000 Menschen an Ebola erkrankt - Verdachtsfall in Australien

Über 10.000 Menschen an Ebola erkrankt - Verdachtsfall in Australien
Ebola macht vor keiner Grenze halt. Die Präsident Obama warnt die Amerikaner vor Panik: Fakten, nicht Furcht sollen den Umgang mit der Gefahr bestimmen, sagte er. Unterdessen wächst die Verzweiflung in Westafrika.

Die Zahl der Ebola-Kranken weltweit hat die Marke von 10.000 überstiegen. Ein Verdachtsfall trat in Australien auf. In Brisbane wurde eine junge Frau in einem Krankenhaus isoliert, wie die Zeitung "Sydney Morning Herald" berichtete. Sie war vor Kurzem mit ihrer Familie aus dem westafrikanischen Guinea zurückgekehrt und hatte nach elf Tagen Fiebersymptome gezeigt. Die Frau habe wissentlich keinen Kontakt zu Kranken gehabt.

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, reiste nach Guinea, um sich vor Ort zu informieren. Dabei kritisierte sie die internationale Hilfe als zu langsam und unzureichend. Power will auch Liberia und Sierra Leone besuchen. In den drei Ländern wütet die Ebola-Epidemie am schlimmsten. In Liberia eröffneten US-Militärs ein Trainingszentrum für Ebola-Helfer.

In den USA haben die Bundesstaaten New York, New Jersey und Illinois drei Wochen Quarantäne für alle Reisenden aus Westafrika angeordnet, die Kontakt zu Ebola-Patienten hatten. Im Weißen Haus werde eine solche Maßnahme auch USA-weit überlegt, sagte ein Sprecher von Präsident Barack Obama laut CNN. Anlass war der Fall eines New Yorker Mediziners, der für "Ärzte ohne Grenzen" in Guinea arbeitete, und nach seiner Rückkehr an Ebola erkrankte.

Obama rief seine Landsleute zur Besonnenheit, aber auch zu Wachsamkeit auf. "Wir sollten uns von Fakten leiten lassen, nicht von Furcht", sagte Obama in seiner wöchentlichen Videobotschaft. Alle sieben Amerikaner, die bisher wegen Ebola behandelt worden seien, hätten überlebt. Die Krankheit sei besiegbar, sagte Obama. Er hatte eine Krankenschwester empfangen und umarmt, die sich in Dallas an einem Patienten infiziert hatte und genesen war.

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Auch in Deutschland werden strengere Vorsichtsmaßnahmen gefordert. "Helferinnen und Helfer, die von einem Ebola-Einsatz in Westafrika in ihr Heimatland zurückkehren, müssen die Möglichkeit haben, sich und andere zu schützen", sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, Hilde Mattheis, der "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe). So sollten sie nicht unmittelbar nach ihrem Einsatz wieder voll am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Infektionsschutz ist in Deutschland Ländersache, wie ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Die Gesundheitsämter entschieden dann im Einzelfall über Quarantäne oder Arbeitsverbot. Derzeit bereiteten die Länder gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut entsprechende Richtlinien vor. Organisationen wie "Ärzte ohne Grenzen" planen in der Regel eine bezahlte Karenzzeit von drei Wochen nach der Rückkehr von Ebola-Helfern ein. Die Inkubationszeit für die Krankheit dauert 21 Tage.

Ohne den Fall in Australien meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf weltweit insgesamt 10.141 Erkrankte, von denen 4.922 starben. Die allermeisten Fälle gibt es in Westafrika, wo die Dunkelziffer noch viel höher sein dürfte. In Mali ist die erste Ebola-Patientin gestorben. Das kleine Mädchen war aus Guinea gekommen. Dutzende Kontaktpersonen werden beobachtet.

Die höchste Zahl an Ebola-Kranken weist Liberia auf. In dem Land wurden 4.665 Infizierte gezählt, von denen 2.705 starben. In Sierra Leone wurden 3.896 Kranke gezählt, von denen 1.281 nicht überlebten. In Guinea, wo im Dezember 2013 der erste Ebola-Fall auftrat, erkrankten bisher 1.553 Menschen, davon starben 926. Nigeria (20 Fälle) und Senegal (ein Fall) wurden inzwischen für Ebola-frei erklärt.

Sierra Leone droht wegen der Epidemie der wirtschaftliche Ruin. Schulen seien geschlossen, die Transporte von Lebensmitteln würden durch Straßensperren behindert, sagte Jochen Moninger, Leiter des Büros der Deutschen Welthungerhilfe in dem Land, der "WirtschaftsWoche". "Es gibt jeden Tag 40 bis 50 neue Ebola-Fälle. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Zahl der Neuinfizierten bis Ende des Jahres auf 200 bis 300 pro Tag ansteigt."