Kirchentags-Generalsekretärin kritisiert Debatte über Reformation

Kirchentags-Generalsekretärin kritisiert Debatte über Reformation
Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, hat die jüngsten Diskussionen in den Kirchen um das Reformationsjubiläum 2017 als Rückkehr zu alten Positionen kritisiert.

Mit ihren "Abgrenzungen, Empörtheiten und politischen Winkelzügen" sei die interkonfessionelle Debatte der letzten Monate "weit entfernt von konstruktivem Dialog" und "vom selbst auferlegten ökumenischen Konsensprinzip", sagte Ueberschär am Samstag in Weimar.

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In diesen Auseinandersetzungen "feiert sich das Erbe kleingeistiger Konfessionalisierung, die heute als Profilierung neu aufgelegt wird", sagte die Theologin in einem Vortrag auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Thüringen. Dabei werde "um die Deutung gestritten, nicht um die Bedeutung der Reformation". Dieser Streit werde weder den Reformationsfeierlichkeiten zu gute kommen "noch die Position von Christinnen und Christen in dieser Gesellschaft stärken".

Ueberschär sagte, in den aktuellen Debatten über Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens müssten die Kirchen das ökumenische Potenzial der Reformation stärker deutlich machen. In der modernen Gesellschaft gehe es statt um Rechtfertigung um soziale Gerechtigkeit, statt um Gnade um das selbst gewählte Lebensende, statt um die theologische Kompetenz der Laien um Bildung und Demokratie. "Dieser Streit muss heute einen Weg zum Kompromiss kennen."

Als Beispiel für ein "konstruktives Deutungsangebot" der Reformation nannte Ueberschär Gedanken des katholischen Magdeburger Bischofs Gerhard Feige. Seine Aufforderung, die Veränderungen in beiden Kirchen stärker zur Kenntnis zu nehmen, mache den Weg frei "für gemeinsames Gedenken und Jubilieren", wofür es 25 Jahre nach dem Mauerfall hinreichend Gründe gebe. Denn schließlich hätten Christen verschiedener Konfessionen an der Überwindung der kommunistischen Diktaturen einen maßgeblichen Anteil.

Damit sei in der friedlichen Revolution in der DDR ebenso wie in der polnischen Solidarnosc-Bewegung und der interkonfessionellen Unterstützung der Botschaftsflüchtlinge in Ungarn zugleich "das unabgegoltene Potenzial der Reformation" deutlich geworden. "Wenn 2017 die Wiederentdeckung von Freiheit und Gerechtigkeit als Kernanliegen christlichen Glaubens gefeiert werden sollen, dann sind hier genügend Zeuginnen und Zeugen der Wahrheit zu befragen", fügte die aus Ost-Berlin stammende Theologin hinzu.