Kirche und Marathon: Laufen für den Frieden

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Kirche und Marathon: Laufen für den Frieden
Neben Sportlern aus aller Welt schnüren am Sonntag in Frankfurt auch Angehörige verschiedener Religionen und Konfessionen gemeinsam die Laufschuhe. Sie laufen für Frieden und Verständigung - und das ist auch nötig, wie interreligiöse Streitigkeiten während der Vorbereitung zeigten.
25.10.2014
evangelisch.de
Johannes Süßmann

Wenn am Sonntag der Startschuss zum alljährlichen Marathonlauf in Frankfurt am Main fällt, ist auch die Kirche nicht weit. Unter dem Motto "Laufen für Frieden und Verständigung" gehen in vier interreligiösen Staffeln auch 16 Läufer verschiedener Glaubensrichtungen und Konfessionen an den Start - und das nicht zum ersten Mal. "Wir haben das schon vor vier oder fünf Jahren zum ersten Mal gemacht, zusammen mit dem Rat der Religionen in Frankfurt", berichtet der Frankfurter Krankenhauspfarrer Tony Jung-Hankel. Der 55-jährige ist selbst Marathonläufer, organisiert den zum Lauf gehörenden Gottesdienst und ist Vorsitzender des lokalen Arbeitskreises Kirche und Sport.

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"Die Staffelläufer absolvieren unterschiedliche Strecken, zwischen sieben und 14 Kilometern", erklärt der Sport-Pfarrer. Nach ihrer Runde geben sie das Staffelholz in Form eines digitalen Chips an den nächsten Läufer weiter. Sie alle tragen extra angefertigte „Friedens-T-Shirts“, die der Veranstalter bereitgestellt hat. "Vor dem Zieleinlauf in der Festhalle versuchen wir dann, uns alle wieder zu treffen. Es ist einfach ein besonders schöner Moment, wenn alle gemeinsam einlaufen", sagt Jung-Hankel und ist sich sicher, dass die religiösen Läufer ein deutliches Zeichen setzen können:“ Immer, wenn wir dabei waren, wurden wir oft angesprochen. Es gab jedes Mal sehr viel positive Resonanz.“

Vertreten sind diesmal neben evangelischen und katholischen Christen auch Anglikaner, Niederländisch-Reformierte, Juden, Bahai und Sikh. "Ein Manko ist in diesem Jahr, dass keine Muslime mitlaufen", sagt Jung-Hankel. Das sei auch schon in den vergangenen Jahren etwas schwierig gewesen. "Offenbar ist unter den Muslimen die Laufbegeisterung nicht so groß." Überhaupt sei die Organisation in diesem Jahr etwas problematischer gelaufen als sonst.

"Eine ganz spezielle, sehr schöne Atmosphäre"

Denn es gab Spannungen im Rat der Religionen, zwischen Muslimen und Juden; weil auf einigen Demonstrationen in Frankfurt antisemitische Parolen gefallen sind. "Die Juden waren, soweit ich weiß, der Auffassung, dass sich die Muslime nicht deutlich genug von den Vorkommnissen distanziert hätten", sagt Jung-Hankel.

Die Friedens-T-Shirts der Sportler.
Mit dem Ergebnis, dass die jüdischen Vertreter aus dem Rat austraten. "Wir haben dann davon profitiert, dass wir den Lauf nicht zum ersten Mal organisiert haben und auf ein paar alte Adressen zurückgreifen konnten", berichtet der Pfarrer. Und ein Vertreter der jüdischen Gemeinde hat sich auch trotz der Querelen bereit erklärt, den Lauf mitzumachen.

Schon am Vorabend um 18 Uhr feiern die Läufer im Blauen Saal der Frankfurter Festhalle einen ökumenischen Gottesdienst. „Da kommen jedes Jahr zwischen 150 und 250 Menschen“, berichtet Jung-Hankel. Viele Läufer nutzten die Zusammenkunft, um vor dem Lauf noch einmal zur Ruhe zu kommen. Andere, die zum ersten Mal dabei sind, seien schon sehr aufgeregt.

In der Regel gehen alle, die den Gottesdienst mitgestalten, am nächsten Tag auch als Läufer an den Start. So auch der bayerische Pfarrer und Liedermacher Johannes Matthias Roth, der im vergangenen Jahr in Frankfurt seinen ersten Marathon gelaufen ist und in diesem Jahr die Predigt hält. „Seinen zweiten oder dritten Marathon hat er in Israel absolviert, da gibt es auch einen Lauf für den Frieden“, berichtet Jung-Hankel. Unter anderem auf dieses Erlebnis wird er dann auch in seiner Predigt eingehen. „Besonders spannend finde ich, dass auch jedes Jahr Menschen aus anderen Ländern dabei sind“, sagt Jung-Hankel. „Das ist einfach eine ganz spezielle, sehr schöne Atmosphäre.“