Jüdische Gemeinde verleiht Neuberger-Medaille an die "Toten Hosen"

Jüdische Gemeinde verleiht Neuberger-Medaille an die "Toten Hosen"
Die Düsseldorfer Band "Die Toten Hosen" und Musikprofessor Thomas Leander sind am Mittwochabend mit der Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf ausgezeichnet worden.

Die Musiker wurden in der Synagoge der Gemeinde für ihre gemeinsamen Veranstaltungen zum Thema "Entartete Musik" im vergangenen Jahr geehrt. Mit den Konzerten hätten die Musiker "die damals verbotenen und nach dem Krieg totgeschwiegenen Künstler dem Vergessen entrissen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Gemeinde, Oded Horowitz.

Darüber hinaus würdigt der Preis das jahrzehntelange Engagement der "Toten Hosen" gegen Ausgrenzung und Rassismus. Die Band setze sich seit Jahrzehnten gegen Rechts, Faschismus und Rassismus ein, sagte Horowitz laut Redemanuskript in seiner Ansprache. Ihr bekanntestes Lied gegen Rechts, "Sascha - ein aufrechter Deutscher", erschien 1992.

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Auf Initiative des Musikprofessors Thomas Leander von der Robert Schumann Hochschule hatten sich die "Toten Hosen" 2013 gemeinsam mit Musikstudenten mit der Musik beschäftigt, die von den Nazis als "entartet" stigmatisiert wurde. Unter dem Titel "Willkommen in Deutschland" spielten sie drei Konzerte in der Düsseldorfer Tonhalle mit Kompositionen von den Comedian Harmonists, Kurt Weill und Arnold Schönberg, aber auch eigenen Liedern der Punkband.

Raimund Wippermann, Rektor der Robert Schumann Hochschule, erklärte in seiner Laudatio, durch die Aufführung seien die Werke aus der Vergangenheit geholt und gemeinsam mit ihren Komponisten in gewissem Sinne rehabilitiert worden. Die Veranstaltungen seien weit mehr als normale Konzerte gewesen, weil "niemand aus dem Saal ging, ohne im Innersten berührt worden zu sein", sagte Wippermann laut Redetext.

Der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Horowitz erinnerte in seiner Ansprache auch an Frank Schirrmacher, den kürzlich gestorbenen Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Schirrmacher war 2012 mit der Neuberger-Medaille ausgezeichnet worden. Horowitz würdigte ihn als ein "zu Mensch gewordenes Gewissen der deutschen Gesellschaft und einen guten Freund unserer Gemeinde".

Mit der Neuberger-Medaille zeichnet die Jüdische Gemeinde Düsseldorf seit 1991 jährlich Personen des nichtjüdischen öffentlichen Lebens für ihre Verdienste um die jüdische Gemeinschaft aus. Namensgeber ist der jüdische Rechtsanwalt und frühere NRW-Justizminister Josef Neuberger (1902-1977). Zu den früheren Preisträgern der Auszeichnung gehören Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (beide CDU) und der frühere NRW-Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau (SPD).