Der Raubbau am Planeten Erde schreitet unvermindert voran. Zu diesem Ergebnis kommt die Umweltschutzorganisation WWF in ihrem am Dienstag in Berlin vorgestellten Weltzustandsbericht "Living Planet Report 2014". "Macht die Menschheit weiter wie bisher, sind bis 2030 zwei komplette Planeten nötig, um den Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken", sagte der Geschäftsführende Vorstand des WWF Deutschland, Eberhard Brandes, bei der Vorstellung des Berichts.
Überdimensionierter Ressourcenverbrauch
"Wir entziehen uns und unseren Kindern die Lebensgrundlagen in schwindelerregender Geschwindigkeit", fügte er hinzu. Aktuell verbrauchten die Menschen weltweit jedes Jahr 50 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde innerhalb dieses Zeitraums wieder zur Verfügung stellen kann. "Wer von uns würde das privat tun?" fragte Brandes.
###mehr-artikel###Dabei steht Deutschland wie die meisten Industriestaaten noch schlechter da als der Durchschnitt. Für den deutschen Verbrauch wären hochgerechnet sogar 2,6 Planeten nötig. Hätte die Weltbevölkerung den ökologischen Fußabdruck der USA, wären vier Planeten notwendig, heißt es in dem Bericht.
Als Beispiel für die Folgen der Ausbeutung der Erde nennt der "Living Planet Report" den Rückgang der biologischen Vielfalt um 52 Prozent in den vergangenen vier Jahrzehnten. Im Durchschnitt hat sich damit die Zahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische halbiert.
Globaler Raubbau
"Aufgrund des globalen Raubbaus überschreiten wir inzwischen drei der zehn ökologischen Belastungsgrenzen", sagte Jörg-Andreas Krüger, Leiter des Fachbereiches Biodiversität bei WWF Deutschland. Das gilt für den Stickstoffkreislauf, den Klimawandel und den Biodiversitätsverlust. In diesen drei Kategorien seien kritische Grenzwerte bereits überschritten worden.
Dabei sei es noch nicht zu spät gegenzusteuern, sagte Brandes. Es könnten relativ schnell Erfolge erzielt werden, die Konzepte lägen bereit. Dazu müsse sich die Bundesregierung aber bewegen, forderte der WWF-Vorstand. Deren Handeln sei alles andere als vorbildlich.
"Besser und weiser" konsumieren
Die Regierung müsse für Rahmenbedingungen sorgen, um "besser und weiser" zu konsumieren, heißt es bei WWF Deutschland. Insbesondere Landwirtschaft und Verkehr müssten nachhaltiger ausgerichtet werden, ausgewiesene Schutzgebiete wirksamer geschützt und die Energiewende konsequent umgesetzt werden. "Wir brauchen eine Kombination konkreter Schritte", unterstrich Brandes.
Der ökologische Fußabdruck der Bundesrepublik stagniert laut "Living Planet Report" seit zehn Jahren auf deutlich zu hohem Niveau. "Wir sind weit davon entfernt, Vorbild zu sein", sagte der WWF-Vorstand weiter. Es müsse endlich gelingen, den deutschen Fußabdruck auf ein nachhaltiges Maß zu senken. Mit Blick auf andere aufstrebende Schwellenländer und Industriestaaten fordert der WWF eine Entkoppelung des steigenden Wohlstands vom Ressourcenverbrauch.