Die evangelischen Christen wollten 2017 kein deutschtümelndes Lutherfest begehen, sondern in globaler Perspektive feiern, sagte die ehemalige hannoversche Landesbischöfin am Montagabend beim "Michaelis-Empfang" in Stade. "Die Reformation war ein europäisches Ereignis, das bald weltweite Ausmaße angenommen hat", betonte Käßmann.
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Bei der Reformation gehe es um Themen wie Freiheit, Gleichberechtigung, Würde und Bildung, die damals wie heute hoch aktuell seien, sagte die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit Blick auf die Ökumene sagte die Theologin, die Reformation sollte als gemeinsame Geschichte gesehen werden, statt in Gegensätzen zu verharren. Bei aller Differenz und dem je eigenen Profil verbinde die evangelische und katholische Kirche mehr als sie trenne. Käßmann sieht zudem "eine kreative Kraft in der konfessionellen Differenz".
Nach der Veröffentlichung des EKD-Papiers "Rechtfertigung und Freiheit" im Mai dieses Jahres waren von katholischer Seite Forderungen laut geworden, sämtliche Einladungen für die Reformationsfeierlichkeiten 2017 auszuschlagen. Dem Papier wird eine mangelnde ökumenische Haltung vorgeworfen. Evangelische Fachleute halten die Kritik für unzutreffend.
Das 112-seitige Dokument "Rechtfertigung und Freiheit" war von einer EKD-Kommission erarbeitet und im Mai veröffentlicht worden. Es beleuchtet mit Blick auf das Reformationsjubiläum die Grundlagen der Theologie von Martin Luther (1483-1546), in deren Zentrum die Rechtfertigungslehre steht. Dabei geht es um die Frage, wie der Mensch Gnade vor Gott findet. Nach evangelischer Auffassung ist der Mensch unabhängig von eigenen guten Werken ganz auf die rettende Gnade Gottes angewiesen.