Die Schweizer sind einer Umfrage zufolge mehrheitlich dafür, die Beihilfe zur Selbsttötung für Betagte zu erleichtern. 68 Prozent der Bevölkerung unterstützen eine Initiative der Sterbehilfeorganisation «Exit», den Alterssuizid zu erlauben, wie eine am Donnerstag bekanntgewordene Umfrage der Kirchenzeitung «reformiert» ergab. Am höchsten fiel die Zustimmung bei den über 55-Jährigen aus. Für die repräsentative Erhebung befragte die Lèger Schweiz AG im August rund 1.000 Personen in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz.
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Mehr als drei Viertel der Befragten waren der Ansicht, dass Menschen auch im Sterben Eigenverantwortung wahrnehmen dürfen. Rund die Hälfte könnte sich vorstellen, selbst einmal von der Möglichkeit eines Suizides im Alter Gebrauch zu machen.
Religiöse Argumente gegen die Selbsttötung finden nur begrenzt Zustimmung. Nur 27 Prozent halten die kirchliche Lehre zum Alterssuizid für eher oder sehr wichtig. In Fragen des Suizids sollte Religion dem Menschen keine Vorschriften machten, fanden 71 Prozent der Befragten. Allerdings teilen 63 Prozent der Befragten die Ansicht, dass Leiden und Bedürftigkeit zum Menschen gehörten. Deshalb sollten leidende Menschen nicht unter Druck geraten, sich das Leben nehmen zu müssen.
Im Mai hatte die Sterbehilfeorganisation «Exit» ihre Statuten geändert, um eine Debatte über den Alterssuizid für lebensmüde Betagte anzustoßen. Zurzeit haben bei «Exit» ausschließlich Schwerkranke einen Anspruch auf Sterbehilfe.
Der evangelische Theologieprofessor Frank Mathwig aus Bern folgerte aus der Umfrage, ein Drittel der Befragten sehe in dem erleichterten Altersuizid keine Option. Den Sterbewunsch führte er auf gesellschaftliche Defizite zurück. «Nicht souveräne, hilfsbedürftige Menschen fühlen sich unter uns immer weniger heimisch», sagte Mathwig, der Beauftragter für Theologie und Ethik beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund ist. Die gesellschaftliche Solidarität werde schleichend aufgekündigt.