Regierung will Bundeswehr-Freiwillige in Ebola-Gebiete schicken

Regierung will Bundeswehr-Freiwillige in Ebola-Gebiete schicken
Während die Lage in Westafrika immer hoffnungsloser wird, sucht die Bundesregierung Freiwillige bei der Bundeswehr. Ärzte und Sanitäter sollen gegen die Seuche ankämpfen. Derweil haben Tausende Schüler in Nigeria Zwangsferien.

Die Bundesregierung setzt im Kampf gegen die Ebola-Epidemie auf die Bundeswehr. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte am Montag an, freiwillige Militärangehörige für einen Einsatz in Westafrika zu suchen. "Ich werde heute einen Aufruf starten innerhalb der Bundeswehr, dass diejenigen, die wollen und können, sich melden", sagte die Ministerin am Montag im ARD-"Morgenmagazin" an. Derweil warnte das Hilfswerk medico international vor einer Militarisierung der Hilfe in den Ebola-Gebieten.

Freiwillige Militärangehörige in die betroffenen Länder zu schicken, sei ein zu kurzfristig gedachter Ansatz, sagte Geschäftsführer Thomas Gebauer dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Militärs, auch Ärzte der Bundeswehr, sind nicht für ein Handeln in Situationen ausgebildet, das vom Vertrauen der Leute lebt." Die Ebola-Krise habe sich auch deshalb so stark ausgebreitet, weil die Menschen in Ländern wie Liberia und Sierra Leone kein Vertrauen in die Gesundheitssysteme hätten.

Dem widersprach der Präsident der deutschen Sektion von "Ärzte ohne Grenzen", Tankred Stöbe: "Normalerweise fordern wir keine militärischen Einsätze", sagte er der ZDF-Nachrichtensendung heute. "Aber das Ausmaß dieser Epidemie ist so groß, dass wirklich alles mobilisiert werden muss." Und dazu zählten auch medizinisch ausgebildete Soldaten. 

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jens Flosdorff, sagte in Berlin, theoretisch sei es möglich, dass die Verteidigungsministerin einen Einsatz im Ebola-Gebiet anordne. Es sei aber nicht der Punkt erreicht, an dem solch eine Maßnahme angemessen wäre.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich bislang mindestens 5.800 Menschen mit dem Virus angesteckt, 2.800 davon sind bereits gestorben. Die WHO geht davon aus, dass die tatsächlichen Opferzahlen weit über den erfassten liegen. Schwerpunktländer der schlimmsten Ebola-Epidemie seit Entdeckung des Erregers 1976 sind Liberia, Sierra Leone und Guinea.

Flosdorff betonte, grundsätzlich stünden bei der Bundeswehr keine Spezialkräfte zur Verfügung, die auf solch ein Szenario trainiert seien. Das gehöre nicht zum Aufgabenspektrum der Bundeswehr. Der Aufruf, sich freiwillig zu melden, richte sich an medizinisches Personal in allen Bereichen der Bundeswehr. Noch nicht geklärt sei, wie ihnen eine Rückkehrgarantie gegeben werden könne, beispielsweise, wenn sich jemand mit Ebola angesteckt habe.

In Nigeria weigerten sich derweil die Lehrer, die Schulen wieder zu öffnen. In mindestens 15 der 36 Bundesstaaten des Landes blieben deshalb die Schüler zu Hause, wie die Zeitung "The Punch" berichtete. Die Regierung hatte die Sommerferien wegen des Ebola-Ausbruchs verlängert, am Montag hätte der Unterricht wieder beginnen sollen. In Nigeria wurden insgesamt 21 Ebola-Fälle verzeichnet, acht Patienten starben.

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Im Nachbarland Sierra Leone endete einer dreitägige Ausgangssperre. Seit Freitag hatte die Regierung etwa 30.000 Helfer in die Häuser geschickt, um Erkrankte zu identifizieren. "Wir konnten eine ziemlich hohe Zahl an Infizierten finden", sagte der Chef der Notfall-Einsatzzentrale, Stephen Gaojia. Laut Medienberichten wurden fast 100 Leichen und 50 neue Erkrankte gefunden. "Ärzte ohne Grenzen" hatten das Ausgangsverbot kritisiert, weil es die Kranken in den Untergrund treibe.

Die Bundesregierung finanziert den Kampf gegen die tödliche Krankheit mit bislang insgesamt 17 Millionen Euro. Zudem soll das Deutsche Rote Kreuz mit staatlicher Hilfe ein mobiles Krankenhaus mit mehr als 200 Betten und zwei Gesundheitsstationen errichten. Die Bundeswehr plant gemeinsam mit der französischen Armee eine Luftbrücke in die Region und stellt eine Krankenstation für bis zu 50 Patienten zur Verfügung. Die Vorbereitungen für die Luftbrücke werden nach den Worten von der Leyens etwa vier Wochen dauern.