Mit bundesweiten Aktionen haben die Muslime in Deutschland am Freitag gegen Extremismus protestiert. Nach den Freitagsgebeten in den Moscheen versammelten Menschen in mehreren Großstädten zu Mahnwachen und Friedensgebeten. Daran nahmen auch Bundes- und Landespolitiker sowie Vertreter der Kirchen und der jüdischen Gemeinschaft teil. Zu dem Aktionstag unter dem Motto "Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht" hatten die großen Islamverbände aufgerufen.
In Hannover rief Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) zum Frieden zwischen den Religionen und Kulturen auf. "Jeder Anschlag gegen Moscheen und Synagogen ist schändlich und ein Anschlag gegen uns alle", sagte er bei einem Besuch der Eyüp-Sultan-Moschee der Türkisch-Islamischen Gemeinde. Die Muslime hätten bei dem Aktionstag deutlich gemacht, dass sich Hass und Gewalt niemals im Namen des Islam legitimieren ließen: "Das ist eine wunderbare Botschaft." Der Minister warnte vor dem Missbrauch von Religion: "Religionen sollen Frieden stiften und niemals Hass säen."
Der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, Ali Kizilkaya, distanzierte sich in Hannover deutlich von der Terror-Organisation "Islamischer Staat" im Irak und in Syrien. Dort werde der Name "Allahs" missbraucht, weil die Terroristen Menschen quälten und ermordeten. "Sie geben vor, im Namen der Religion zu handeln", sagte Kizilkaya. "Aber ihre Taten zeigen, dass sie kein Wort verstanden haben von dem, was Allah will."
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özuguz (SPD), betonte die Geschlossenheit der Gesellschaft im Kampf gegen Extremismus: "Wer versucht die Menschen durch Hass, Gewalt und Unrecht auseinander zu dividieren, dem setzen wir ein klares Zeichen der Geschlossenheit entgegen." In München rief sie auf zu Engagement gegen Versuche, das gesellschaftliche Klima in Deutschland zu vergiften.
Graumann: "Wenn Menschen angegriffen werden, trifft und schmerzt uns das alle"
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, versicherte den Muslimen in Deutschland seine Solidarität. "Sie stehen nicht allein", sagte Schneider in Berlin nach dem Freitagsgebet in der Mevlana Moschee. Er sei entsetzt über die Angriffe auf muslimische Gebetsräume und die islamfeindlichen Stimmungen. Wenn die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft, die auf dem Boden des Grundgesetzes stehe, zu Ausgrenzung, Diskriminierung und zur Bedrohung von Leib und Leben führe, sei es Zeit, dagegen aufzustehen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Er dankte den muslimischen Verbänden "für die Klarheit", mit der sie sich von jeder Form des Antisemitismus, aber auch vom Terror des "Islamischen Staates" distanziert hätten.
Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden, sagte in Frankfurt: "Wenn Menschen angegriffen werden, trifft und schmerzt uns das alle. Wir Juden werden immer unsere Stimme erheben, wenn Muslime diskriminiert werden." Zwischen Juden und Muslimen bestehe eine starke Verbindung. Gemeinsam werde bei der Kundgebung ein Zeichen gegen Hass und Rassismus gesetzt. "Dieses Signal soll jeder im ganzen Land heute hören", ergänzte der Repräsentant der jüdischen Gemeinschaft.
Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) unterstrich, für Extremismus und Gewalt um Namen von Religion dürfe es keinen Platz geben. "Wie könnte ich mich überzeugend für die Muslime im Land einsetzen, wenn diese sich nicht umgekehrt für die Religionsfreiheit der anderen einsetzen würden", sagte Öney bei einer Kundgebung in Stuttgart. Sie könnte sich kaum überzeugend für die Muslime im Land einsetzen, wenn diese sich nicht dafür einsetzen würden, "dass Christen auch in muslimisch geprägten Ländern Kirchen bauen und Gottesdienste abhalten können", ergänzte die Ministerin.
"Wir wollen nicht schweigen, wenn Menschen den muslimischen Glauben missbrauchen, um Unrecht zu begehen", schreibt der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung (Freitagsausgabe). "Das sind in Wahrheit Terroristen und Mörder, die den Islam in den Dreck ziehen und den Menschen - auch ihren eigenen Glaubensbrüdern - Hass und Leid bringen, in Syrien, im Irak und an anderen Orten."