Für Kinder sind einer Umfrage zufolge Familie und Freundschaften das Wichtigste im Leben. Außerdem gewinnen Lehrer und Vereine als Wertevermittler eine immer größere Bedeutung. Das sind zwei Ergebnisse aus dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Kinderwertemonitor von Unicef und der Zeitschrift "Geolino". Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sprach bei der Präsentation von bemerkenswerten, aber auch überraschenden Ergebnissen.
Als erfreulich bezeichnete es Wanka, dass laut Umfrage Schule und Lehrer in Deutschland besser seien als ihr Ruf. Der zum vierten Mal erstellte Kinderwertemonitor beruht auf einer repräsentativen Befragung von rund 1.000 Kindern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren vor einem guten halben Jahr.
Demach finden knapp drei Viertel der Mädchen und Jungen Familie (74 Prozent) und Freundschaft (73 Prozent) "total wichtig". Auch Vertrauen, Zuverlässigkeit, Geborgenheit und Ehrlichkeit stehen bei den Kindern hoch im Kurs. Hingegen spielten Geld und Besitz bei den Wertorientierungen eine vergleichsweise geringe Rolle (21 Prozent). Auf dem letzten Platz der 24 Werte-Kategorien findet sich der "Glaube".
Lehrer und Vereine gewinnen an Bedeutung
Rund jedes dritte Kind würde sich für andere Menschen engagieren, denen es nicht so gut geht. Der Kinderwertemonitor 2014 wurde in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität Berlin erstellt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Robert Bosch Stiftung gefördert. Erstmals wurde Kinder im Rahmen der Untersuchung 2006 befragt.
Bei der Vermittlung von Werten stehen die Lehrer gleich nach den Eltern und Großeltern an dritter Stelle, "weit vor Freunden, Medien oder sozialen Netzwerken", wie es in dem Bericht heißt. Dabei hätten die Lehrer in den Augen der Kinder in den vergangen Jahren an Bedeutung gewonnen: Nannten 2006 nur 50 Prozent Lehrer wichtig für die Wertevermittlung, waren es in 2014 immerhin 80 Prozent. Ein Grund dafür dürften die Ganztagsschulen sein, hieß es.
Auch Vereine, Organisationen und Jugendgruppen haben seit 2006 bei der Wertevermittlung im Ansehen der Kinder um 32 Prozentpunkte zugelegt und liegen jetzt mit 52 Prozent auf Platz fünf nach Freunden und Geschwistern. Prominente sind dagegen nur für ein Drittel (32 Prozent) der Kinder Vorbilder.
Neun von zehn Kindern gehen gerne in die Schule
Bei den abgefragten Ängsten nannten 38 Prozent "existenzielle Sorgen" wie etwa Krieg, Hunger und Not an erster Stelle. "Schulangst" ist dagegen nur für elf Prozent der Kinder relevant. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Kinder finden es "total wichtig, sagen zu dürfen, was sie denken". Dazu würden sie aber nach eigener Anschauung von Lehrern nur selten aufgefordert. Auch hier sind Eltern die wichtigsten Bezugspersonen beziehungsweise Zuhörer.
###mehr-artikel###
Laut Studie beschreiben neun von zehn Kindern (87 Prozent) ihr Schulleben als "gut" bis "sehr gut". Jedes vierte Kind gab an, sich durch die Schule "einigermaßen" (18 Prozent) bis "sehr stark" (fünf Prozent) belastet zu fühlen. Die parallel zu den Kindern befragten Eltern schätzten die Belastung dagegen etwas höher ein. Im Gegensatz zu ihren Eltern zeigten sich die Kinder zufrieden mit der Menge an gemeinsam verbrachter Zeit mit Vater und Mutter, wie der Berliner Soziologe Hans Bertram bei der Präsentation der Studie betonte.