Die Bundesregierung verspricht Demenzkranken mehr Unterstützung. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) unterzeichneten am am Montag in Berlin eine Agenda für die Umsetzung einer nationalen Demenzstrategie. Geplant sind unter anderem mehr Anlaufstellen für Betroffene.
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Die Agenda "Gemeinsam für Menschen mit Demenz" wurde in den vergangenen zwei Jahren mit Ländern, Kommunen, Krankenversicherungen und Verbänden erarbeitet. Sie enthält eine Reihe von Selbstverpflichtungen, deren Umsetzung jetzt starten soll. Sie umfassen unter anderem auch Vorhaben in den Bereichen Wissenschaft und Forschung sowie Barrierefreiheit.
Schwesig kündigte unter anderem eine Förderung für lokale Netzwerke an, in denen Betroffene Hilfe finden. Bis Ende 2016 soll der Aufbau von 500 Anlaufstellen mit jeweils bis zu 10.000 Euro unterstützt werden. Teilweise sind entsprechende Vorhaben schon gestartet worden.
Gefördert werden Schwesig zufolge zudem 450 Mehrgenerationenhäuser und 300 Anlaufstellen, die Demenzkranken ein selbstständiges Leben ermöglichen sollen. Schwesig sagte, das Leben mit Demenz sei immer noch ein Tabu-Thema. Die Betroffenen litten vor allem an sozialer Isolierung. Lokale Netzwerke, in denen sich Betroffene austauschen könnten, seien daher wichtig.
1,5 Millionen Deutsche an Demenz erkrankt
Auch in der Agenda enthalten, aber nicht neu, sind Gesetzesvorhaben zur Pflege-Auszeit und einem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff. Schwesig will mit ihrem Gesetz dafür sorgen, dass Arbeitnehmer, die bereits jetzt eine zehntägige Auszeit zur Pflege eines Angehörigen nehmen können, künftig währenddessen auch weiter ihren Lohn erhalten. Nach ihren Angaben sind dafür ab 2015 100 Millionen Euro eingeplant. Derzeit wird die Auszeit ohne Lohnausgleich wenig genutzt. Der Gesetzentwurf ist Schwesig zufolge noch bis Ende der Woche in der Verbändeanhörung und soll möglichst bald von Kabinett und Bundestag beraten werden.
Gröhe will in der zweiten Stufe seiner Pflegereform einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff festschreiben, der nicht nur physische, sondern auch psychische und geistige Leiden berücksichtigt. Er betonte, der Gesetzgebungsprozess soll bis Ende 2015 abgeschlossen sein.
Zudem will Gröhe gemeinsam mit den entsprechenden Verbänden dafür sorgen, dass medizinisches Personal künftig besser im Umgang mit Demenzkranken geschult wird. Als Beispiele nannte er Arztpraxen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, aber auch Bürgerämter. Er forderte eine verständlichere Sprache in Behörden.
Nach Angaben der Bundesregierung sind in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Jährlich erkranken den Angaben zufolge 300.000 Menschen neu. Abzüglich der Sterbefälle wächst damit die Gesamtzahl der Demenzkranken um 40.000 pro Jahr. Bis 2030 könnte sich die Zahl der Demenzkranken Prognosen zufolge auf drei Millionen verdoppeln.