Kurz vor dem Start des SPD-Mitgliederentscheids über die Nachfolge von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit hat der evangelische Landesbischof Markus Dröge eine positive Bilanz zur Arbeit des scheidenden Stadtoberhaupts gezogen. Wowereit habe "die Seele der Stadt Berlin gut nachempfinden können", sagte Dröge dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Zugleich habe er zu würdigen gewusst, was die Kirchen in Berlin im Bereich der Bildungsarbeit und der Diakonie leisten. "Ich kann sagen: Es war und ist auch noch eine gute Zusammenarbeit", betonte Dröge.
Am Montag endet in der Berliner SPD die Bewerbungsfrist für mögliche Nachfolger Wowereits. Der 60-Jährige tritt am 11. Dezember von seinem Amt zurück. Die Parteimitglieder entscheiden in den kommenden Wochen per Briefwahl über die Kandidaten. Bisher bewerben sich SPD-Landeschef Jan Stöß, der Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, und Stadtentwicklungssenator Michael Müller. Ein vierter weithin unbekannter Kandidat hat wegen mangelnder Unterstützung in der Partei seine Bewerbung wieder zurückgezogen. Die Wahlunterlagen werden ab Freitag verschickt. Die Abstimmung läuft bis zum 17. Oktober; das Ergebnis soll einen Tag später nach der Auszählung bekanntgegeben werden. Kommt es zu einer Stichwahl, soll diese 6. November ausgezählt werden.
Mit welchen der drei SPD-Nachfolgekandidaten die Landeskirche auch künftig gut kooperieren werde, könne noch nicht eingeschätzt werden, sagte Dröge. "Ich bin guter Zuversicht, dass wir mit jedem der Kandidaten gut arbeiten könnten, denn wir haben in Berlin eine Kultur des gemeinsamen Gesprächs zwischen Kirche und Politik." Von Stadtentwicklungssenator Müller wisse er, "dass er durchaus ein gutes Verhältnis zu unserer Kirche und den Kirchen generell hat", fügte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hinzu.
Gegenüber der Politik müsse die Kirche allerdings "immer wieder deutlich machen, wie stark wir in der Gesellschaft tätig sind und weiter tätig sein wollen", sagte Dröge. Insbesondere im Kulturbereich und im Bildungsbereich werde ein wesentlicher Beitrag geleistet. "Wir haben einen Vertrag mit dem Land Berlin, und auf dieser Basis wollen wir weiter arbeiten", betonte der Bischof. Die Herausforderung bestehe darin, die Rolle der Kirche mit Inhalt zu füllen. "Wir wollen keine Kirche sein, die sich zurückzieht nach dem Modell des Laizismus."
Mit Blick auf den Deutschen Evangelischen Kirchentag, der 2017 in Berlin stattfinden soll, zeigte sich der Bischof zuversichtlich, dass auch der künftige Senat das Ereignis wie geplant unterstützen werde. Er habe dazu bereits ein Gespräch mit Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) geführt. Dieser habe signalisiert, dass die Planungen auch vom neuen Regierenden Bürgermeister übernommen würden.