Papst traut erstmals Paare: "Ehe ist keine Fernsehserie"

Foto: epd-bild/Stefano Dal Pozzol
Papst traut erstmals Paare: "Ehe ist keine Fernsehserie"
Papst Franziskus hat am Sonntag erstmals eine öffentliche Trauungszeremonie geleitet. Bei einer Messe im Petersdom gaben sich 20 Paare aus der Diözese Rom das Jawort.

Franziskus warnte in seiner Predigt auch vor den Schwierigkeiten des Ehealltags. Als einziger Papst hatte bisher Johannes Paul II. (1978-2005) beim Weltfamilientreffen vor 20 Jahren im Vatikan öffentliche Trauungen vorgenommen. Der Papst ist Bischof von Rom.

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Familien seien die "Ziegel, aus denen die Gesellschaft errichtet ist" und Teil der "Kirche auf dem Weg durch die Wüste von heute", sagte Franziskus. Die Ehe sei "kein leichter Weg ohne Konflikte, sondern eine anstrengende, mitunter schwierige Reise". Paare, deren Beziehung durch innere Müdigkeit oder Untreue belastet sei, drohe nicht die Verurteilung Gottes, denn sie könnten sich auf seine Unterstützung verlassen, wenn sie sich ihm anvertrauten.

"Die Ehe ist das Symbol des Lebens und keine Fernsehserie", sagte der Papst. Es sei normal, dass Eheleute in Streit gerieten. "Aber ich gebe Euch einen Rat: Beendet nie einen Tag, ohne Euch versöhnt zu haben!" Dafür reiche eine kleine Geste aus. Am Ende der Messe bildeten die Paare gemeinsam eine symbolische Kette, indem sie sich bei den Händen hielten. Im Anschluss gingen die Eheleute mit Fotografen in die Vatikanischen Gärten, um dort die Hochzeitsfotos anfertigen zu lassen.

Franziskus: Die Kirche soll mehr auf Menschen zugehen

Die öffentliche Trauung gilt als Einstimmung auf die vatikanische Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie. Das Treffen beginnt am 5. Oktober. Eine Umfrage zur Einstellung der Gläubigen bei den Themen Ehe, Familie und Sexualität hatte verdeutlicht, dass Familienbild und Lebenspraxis vieler Katholiken von der kirchlichen Lehre abweichen.

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Vor der Hochzeitszeremonie hatte der Fall einer Römerin für Aufsehen gesorgt, die unter den Bräuten war. Sie bringt aus einer vorangegangenen Partnerschaft ohne Trauschein eine erwachsene Tochter mit in die Ehe. Ihr Mann war bereits vorher verheiratet, die frühere Ehe wurde vom Kirchengericht Sacra Rota für nichtig erklärt. Mehrere andere Paare lebten bereits vor der Trauung zusammen.

Durch den Altersdurchschnitt von Ende zwanzig bis Ende fünfzig sowie die unterschiedliche soziale Herkunft einschließlich eines Arbeitslosen sollte die Auswahl der Paare nach dem Wunsch der Diözese Rom die gesamte gesellschaftliche Bandbreite spiegeln. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" betonte überdies, dass nicht alle Paare regelmäßig am Leben ihrer Pfarreien teilnähmen. Damit folgte die Auswahl offensichtlich der wiederholten Aufforderung von Franziskus, dass die Kirche mehr auf Menschen zugehen müsse, die ihr fernstehen.