Flüchtlinge blieben weitere Nacht in Berliner Kirche

Flüchtlinge besetzen Kirche in Berlin-Kreuzberg
Foto: epd-bild/Christian-Ditsch
Flüchtlinge blieben weitere Nacht in Berliner Kirche
Im Kampf für ein Bleiberecht haben Flüchtlinge eine Kirche in Berlin-Kreuzberg besetzt. Die Gemeinde der St. Thomas-Kirche mahnte am Freitagnachmittag ein rasches Ende der Besetzung an, erlaubte es den zehn Asylbewerbern und fünf Unterstützern aber, bis Samstag in der Kirche zu übernachten.

Ein Daueraufenthalt in dem Gotteshaus sei jedoch unmöglich, erklärte die Gemeindepfarrerin Claudia Mieth. Den Flüchtlingen, die sich seit Donnerstagabend in der Kirche aufhalten, wurde zugleich Unterstützung bei der Suche nach Notunterkünften zugesagt.

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Mit der Aktion wollen die Flüchtlinge ein Bleiberecht in Deutschland erwirken. Zunächst hatten etwa 100 Menschen am Donnerstagabend das Gotteshaus nach der Abendandacht nach eigenen Worten besetzt, 15 von ihnen blieben über Nacht. Unter den Migranten sollen sich Bewohner des früheren Flüchtlingscamps am Oranienplatz befinden.

In einer Stellungnahme hatten Mitglieder des Gemeindekirchenrates zuvor erklärt, ein Aufenthalt der Flüchtlinge und Aktivisten in der Kirche über die letzte Nacht hinaus sei nicht möglich. Dazu fehle es unter anderem an Personal für die Betreuung der Menschen. Auch entsprechende sanitäre Anlagen gebe es nicht. Die Gemeindekirchenratsmitglieder hatten auch kritisiert, dass trotz mehrerer Gesprächsrunden die Besetzer nicht bereit waren, die Kirche am Freitag friedlich zu verlassen.

Senatsmitglieder "abgetaucht"

Der stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises Berlin-Stadtmitte, Peter Storck, sprach von einer "extrem komplizierten Situation", in der sich die Flüchtlinge und Kirchengemeinden derzeit befinden. Es sei aber ein biblisches Gebot, Flüchtlinge zu schützen. Der Pfarrer kritisierte zugleich, dass Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) und Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) seit der Räumung der von Flüchtlingen besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg "abgetaucht" seien. Dies sei angesichts der humanitären Lage, in der sich die Flüchtlinge befinden, besonders problematisch.

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Für kommenden Mittwoch kündigte der Pfarrer ein Gespräch in der Heilig-Kreuz-Kirche zur Situation der Flüchtlinge in Berlin an. Gehofft werde, dass daran auch Vertreter des Senats und des Bezirks teilnehmen. Storck forderte zudem von den Ausländerbehörden eine gründliche Prüfung der Einzelschicksale der betroffenen Flüchtlinge. Bisherige Prüfungen seien oft sehr oberflächlich gewesen.

Berlins Innensenator Henkel verurteilte unterdessen die Besetzung des Gotteshauses mit scharfen Worten. "Es ist schäbig, dass die Besetzer mit den Kirchen nun diejenigen in Bedrängnis bringen, die sich in den letzten Monaten für sie eingesetzt haben. Das zeigt, dass diese erpresserischen Gruppierungen auch das letzte Maß verloren haben", erklärte Henkel.