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Klassisches Wirtschaftswachstum habe die durchschnittliche Lebenszufriedenheit der Menschen in den reichen Industrieländern schon seit den 1960er Jahren nicht mehr erhöht.
"Das aktuelle neoliberale Wirtschaftssystem hat katastrophale Auswirkungen", sagte Lange. Es sei nicht nachhaltig und beruhe auf einer Ausbeutung der Natur und der Menschen im globalen Süden, ohne die Lebensqualität der Menschen im Norden weiter zu steigern. "Der jährliche CO2-Ausstoß liegt in Deutschland bei durchschnittlich rund elf Tonnen pro Kopf", konkretisierte Lange. Nachhaltig seien 2,7 Tonnen. Zudem habe die bestehende Wirtschaftsordnung maßgeblich zur globalen Wirtschafts- und Finanzkrise der vergangenen Jahre beigetragen und fördere die Ungleichheit innerhalb der Gesellschaften.
Sozial-ökologische Steuerreform gefordert
Die "Schrumpfungs-" oder "Postwachstums-Bewegung" (englisch: "degrowth") setzt sich deshalb laut Lange für einen umfassenden Umbau des Wirtschaftssystems ein. Notwendig sei unter anderem eine sozial-ökologische Steuerreform, die den Verbrauch von Ressourcen verteuere und den Einsatz von Arbeitskräften verbillige. Weitere Maßnahmen seien ein höherer Spitzensteuersatz, eine kollektivere und demokratischere Organisation von Unternehmen und die Regulierung von Werbung. Langfristiges Ziel der Postwachstumsökonomie ist laut Lange, allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen.
Die "Degrowth-Konferenz" 2014 in Leipzig war die vierte und bislang größte ihrer Art. Mehr als 3.000 Menschen, darunter rund 500 Referenten aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft, stellten Projekte vor, besuchten seit dem 2. September Vorträge und nahmen an Workshops teil. Die erste Konferenz fand 2008 in Paris statt. Weitere Auflagen gab es 2010 in Barcelona und 2012 in Venedig.
Steffen Lange ist Mitglied der Leipziger Denkfabrik "Konzeptwerk Neue Ökonomie" und promoviert an der Universität Hamburg zur Makroökonomie von Postwachstumsgesellschaften.