Rund 250 Kirchenvertreter gehen seit Mittwoch in Berlin der Frage nach, was Mission unter den Bedingungen religiöser Vielfalt bedeutet. Den Anstoß für den zweitägigen internationalen Kongress "MissionRespekt" lieferte ein Dokument, auf das sich der Weltkirchenrat, die weltweite Evangelische Allianz und der Vatikan im Jahr 2011 verständigt hatten. Die drei Institutionen vertreten rund 90 Prozent aller Christen.
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Als Ergebnis eines fünfjährigen Konsultationsprozesses formulierte das Dokument Empfehlungen für einen Verhaltenskodex in der Missionstätigkeit. "Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche", heißt es in der Präambel. Die Verkündigung des Glaubens müsse von Nächstenliebe, Demut und Integrität bestimmt sein, empfiehlt das Dokument "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt".
Daher heißt es in dem Papier: "Wenn Christen bei der Ausübung ihrer Mission zu unangemessenen Methoden wie Täuschung und Zwangsmitteln greifen, verraten sie das Evangelium und können anderen Leid zufügen." Die Ausnutzung von Armut und Not habe im christlichen Dienst keinen Platz.
Wechsel in Freiheit
Ausdrücklich werden Gewalt und Machtmissbrauch als Mittel der Mission zurückgewiesen. Christen lehnten Gewalt, ungerechte Diskriminierung oder Unterdrückung durch religiöse oder säkulare Autoritäten ab, heißt es. "Dazu gehören auch die Entweihung oder Zerstörung von Gottesdienstgebäuden und heiligen Symbolen oder Texten." Zudem bekennt sich der Text zur Religionsfreiheit, die das Recht beinhalte, seine Religion öffentlich zu bekennen, auszuüben, zu verbreiten und zu wechseln. Wo Religion für politische Zwecke instrumentalisiert werde oder religiöse Verfolgung stattfinde, seien Christen aufgerufen, dies anzuprangern. Zum Religionswechsel wird empfohlen, dieser Prozess müsse in völliger Freiheit erfolgen.
In dem Dokument wird den Mitgliedskirchen empfohlen, die Verhaltensrichtlinien für ihre jeweilige Situation gemeinsam zu thematisieren. In Deutschland bildete sich dafür 2013 ein Trägerkreis, in dem Landeskirchen, die Evangelische Allianz, Freikirchen, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, die katholische Kirche und Missionswerke vertreten sind. Bis zum Reformationsjahr 2017 soll eine gemeinsame Erklärung erarbeitet werden.