Huber rechtfertigt Militäreinsatz im Irak

Huber rechtfertigt Militäreinsatz im Irak
Die Vereinten Nationen sollten ihre Verantwortung wahrnehmen und die Menschen im Irak militärisch schützen, sagt Wolfgang Huber, der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende

Der evangelische Sozialethiker Wolfgang Huber hält Militäreinsätze zum Schutz vor Völkermord und elementaren Verbrechen gegen die Menschlichkeit für moralisch angebracht. "Unsere Verantwortung für den Frieden kann im äußersten Notfall den Einsatz von Waffengewalt einschließen", sagte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit". Mit Hinweis auf den Nordirak forderte Huber: "Wir müssen dem 'Islamischen Staat' das Handwerk legen. Aber wir müssen auch tragfähige, friedensfähige politische Strukturen aufbauen."

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Der ehemalige Berliner Bischof rügte die Untätigkeit der Vereinten Nationen in dem Konflikt. "Ich bin erschrocken und empört, dass die Vereinten Nationen nicht ihre Schutzverantwortung wahrnehmen." Durch das Zögern werde die UN den Opfern nicht gerecht. "Erstens, weil der Islamische Staat täglich mehr Menschen terrorisiert. Zweitens, weil die UN durch Untätigkeit ihre innere Legitimität untergraben."

Zur deutschen Diskussion über Waffenlieferungen und Militäreinsätze sagte der Theologe: "Bei beidem sollten wir es uns nicht leicht, sondern schwermachen." Sich aus einem Konflikt herauszuhalten sei moralisch problematisch, Einmischung sei moralisch ebenfalls nicht unproblematisch. Huber befürwortete eine Parlamentsbeteiligung bei der Entscheidung über deutsche Waffenlieferungen. Zugleich wandte er sich gegen eine isolierte Debatte über militärische Maßnahmen. "Waffenlieferungen können nicht an die Stelle einer Hilfsstrategie treten."

Kein prinzipieller Pazifismus

In der friedensethischen Debatte distanzierte sich Huber von einem prinzipiellen Pazifismus. Die Bereitschaft für das ideal der Gewaltlosigkeit zu leiden könne jeder nur für sich selbst klären und nicht stellvertretend für andere. Ethik sei allerdings nicht individuell: "Wir haben Verantwortung für andere und werden auch dann schuldig, wenn wir die Opfer des IS alleinlassen", argumentierte der Theologe.

Das christliche Tötungsverbot schließt Huber zufolge auch das Gebot ein, nicht töten zu lassen: "Wir bewegen uns also nicht außerhalb des Tötungsverbotes, wenn wir verhindern wollen, dass der 'Islamische Staat' morgen wieder Kinder tötet, Frauen vergewaltigt und Männern den Kopf abschlägt." Auf die Frage, ob Frieden machen auch das Töten von Menschen einschließen könne, sagte Huber: "Im äußersten Notfall ja. Doch im Bewusstsein, dass Töten mit Schuld verbunden ist und dass Töten allein niemals hinreicht, um Frieden zu machen."