Mediziner: Lage der Flüchtlinge im Nordirak bleibt schlimm

Mediziner: Lage der Flüchtlinge im Nordirak bleibt schlimm
Die Lage der Flüchtlinge im Nordirak ist nach Worten des hannoverschen Mediziners Hueseyin Bektas weiterhin dramatisch.
22.08.2014
epd
Charlotte Morgenthal

Mehr als 1,5 Millionen Menschen seien in die kurdische Region geflohen, allein in der Stadt Zakho mit 190.000 Einwohnern lebten derzeit 170.000 Flüchtlinge, sagte der Professor der Medizinischen Hochschule Hannover am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Oberarzt arbeitet als Mitglied des kurdischen Ärzteverbandes seit Montag vor Ort in der Provinz Dohuk.

Die Menschen bräuchten alles, sagte Bektas. "Sie sind mit dem, was sie am Körper trugen aus ihren Häusern gerannt." Täglich treffe er Menschen, die von den Gräueltaten der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) berichteten. "Die Menschen haben unglaubliche Traumata erlebt." Alle hofften darauf, dass sie irgendwann in ihre Häuser zurückkehren könnten.

Austrocknung und Magen-Darm-Erkrankungen

Allein in der vergangenen Woche seien 500.000 weitere Flüchtlinge in der Region gestrandet, sagte Bektas. "Ohne die Hilfe von Außen wird es nicht möglich sein, so viele Menschen langfristig zu versorgen." In Zakho seien die meisten Flüchtlinge, die anfangs irgendwo im Freien hausten, in Schulen oder Sportstadien untergebracht.

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Die Hitze und der Wassermangel setzten den Menschen zu. "Vor allem Kinder und alte Menschen leiden unter Austrocknung und Magen-Darm-Erkrankungen." Die Ärzte versuchten, möglichst vielen mit Infusionen und Antibiotika zu helfen. Aber sie hätten bislang kaum Medikamente, Wasser und Lebensmittel, die sie verteilen könnten: "Es fehlt an allem."

Die Krankenhäuser in Duhok und Zakho seien hoffnungslos überbelegt. In der Region lebten normalerweise 4,5 Millionen Menschen. In den vergangenen zwei Monaten seien insgesamt 1,5 Millionen Flüchtlinge dazu gekommen. "Damit sind die kurdische Regierung und die Behörden völlig überfordert. Die Infrastruktur ist zusammengebrochen", sagte der Chirurg. Es brauche vor allem die Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW): "Es müssen sanitäre Einrichtungen geschaffen werden, die Wasserversorgung muss aufgebaut werden."