Tausende Jesiden demonstrieren gegen Gewalt im Irak

Tausende Jesiden demonstrieren gegen Gewalt im Irak
Sie wollen die Augen öffnen für das Leid der von der Terrormiliz IS verfolgten Jesiden im Nordirak. In Hannover gingen Tausende Exil-Kurden und ihre Unterstützer auf die Straße. Sie warben vor allem um humanitäre Hilfe.

Tausende Jesiden und Kurden haben am Samstag in Hannover friedlich gegen die Gewalt der Terrormiliz "Islamischer Staat" im Irak demonstriert. Die Polizei sprach von rund 11.000 Teilnehmern. Die Veranstalter zählten gut fünfmal so viele. Mit Sprechchören in kurdischer und deutscher Sprache forderten die Protestierenden internationale Solidarität mit den bedrohten Minderheiten im Irak.

Sie zeigten große Spruchbänder auf denen etwa stand "Das ist Völkermord - Stoppt ISIS" oder "Deutschland Augen auf - Heute wir morgen ihr". "Wir fordern mehr humanitäre Hilfsleistungen für die Flüchtlinge im Irak", sagte Songül Karabulut vom Demonstrations-Komitee. Zusätzliche Waffen lösten das Problem hingegen nicht, betonte sie.

Solidarität mit verfolgten Minderheiten gefordert

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit innerhalb der mehrheitlich muslimischen Volksgruppe der Kurden. Im Demonstrationszug liefen neben zahlreichen Jesiden auch armenische und syrische Christen sowie muslimische Kurden und alevitische Türken mit. Viele Demonstranten schwenkten Fahnen mit dem Gesicht des in der Türkei inhaftierten Chefs der kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, oder mit dem Emblem der PKK-Nachfolgeorganisation KCK. Andere hielten Fotos von in die Berge geflohenen Frauen und Kindern hoch.

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Der hannoversche Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) bezeichnete die Proteste bei der Abschlusskundgebung als beeindruckende Demonstration des jesidischen Friedenswillens. "Sie sind nicht allein." Die Protestierenden hätten die Menschen in Deutschland in den vergangenen zwei Wochen aufgerüttelt. "Auch wir wollen, dass die Jesiden in Frieden leben können." Die niedersächsische Landesregierung habe bereits 200.000 Euro für medizinische Hilfen bewilligt.

Die Demonstration richtete sich gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die radikal-sunnitische Gruppe vertreibt und tötet seit Wochen Jesiden, Christen und andere Minderheiten im Nordirak. Im Irak sind etwa eine Million Menschen vor den Terroristen auf der Flucht. In den vergangenen Wochen gab es in mehreren deutschen Städten Proteste gegen die Gewalt in dem Land.

Unterdessen hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) das Krisenland besucht. Dabei sicherte er der irakischen Regierung Hilfe zu. Der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, sagte, mit dem Abwurf von Wasser und Lebensmitteln sei es nicht getan. "Wir müssen uns darauf einstellen, über Monate, vielleicht Jahre in der Region Hilfe zu leisten."