"Man muss stets abwägen und schauen, welche Dringlichkeit vorliegt", sagte Emmrich am Mittwoch in Berlin in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Und die ist im Falle von Ebola mit einer Sterblichkeit von 60 bis 90 Prozent - trotz zahlreicher medizinischer Bemühungen - ganz zweifellos sehr hoch."
###mehr-artikel###
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich am Dienstag für die Behandlung mit diesen Mitteln starkgemacht. Mittlerweile sind in Westafrika bereits über 1.000 Menschen an der hochansteckenden Krankheit gestorben, darunter auch 81 Pfleger und Ärzte.
Bei der Frage, welche Menschen die begrenzten Arzneimittel erhalten sollen, sprach sich Emmrich für eine bevorzugte Behandlung des Behandlungspersonals aus: "Da geht es nicht um Individuen, sondern um pragmatische Gründe: Wenn Pflegepersonal verstirbt oder selbst erkrankt, ist es nicht mehr in der Lage anderen zu helfen", erklärte er. Hinzu komme, dass die Todesfälle von Ärzten und Pflegern extrem abschreckend seien.
Kinder zuerst
"In einer misstrauischen Gesellschaft schürt das Angst, nach dem Motto: Sie können ja noch nicht mal sich selbst beschützen, wieso sollen wir uns denen noch anvertrauen?", sagte Emmrich. Die Schutzanzüge der Ärzte und Pfleger lösten ohnehin in den afrikanischen Ländern, die der westlichen Medizin eher skeptisch gegenüber ständen, Furcht aus und führten dazu, dass medizinische Angebote nicht voll wahrgenommen werden. Doch auch bei der Behandlung von Patienten sei bei knappen Mitteln eine ethische Debatte sinnvoll. Grundsätzlich sprach sich der Mediziner für eine bevorzugte Behandlung von Kindern aus.
###mehr-links###
Wichtig sei eine genaue Dokumentation der Behandlung, damit die Verwendung bei heftigen Nebenwirkungen zur Not auch wieder eingestellt werden könne, sagte Emmrich. "Es gibt natürlich auch über die präklinische Phase wichtige Informationen, man tappt da jetzt nicht komplett im Dunkeln", erklärte der Mediziner. Grundsätzlich befürwortete er das Verhalten der entsprechenden Pharmafirmen, die mit der Weitergabe auch Nachteile auf sich nähmen. So müssten sie die Bestände aus dem Forschungsprojekt herausnehmen und bei Misserfolg schlechte Presse in Kauf nehmen.