Filmkritik: "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück"

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Filmkritik: "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück"
Viele Wege führen zum Glück: In "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" nach dem Roman von François Lelord reist Simon Pegg um die Welt. Auf seinem abenteuerlichen Trip lernt er die Glücksrezepte anderer Menschen kennen, entdeckt aber auch neue Seiten an sich selbst.
13.08.2014
epd
Anke Sterneborg

Sechs Romane hat der französische Autor François Lelord schon über Hector geschrieben. Wie der Autor selbst ist sein Held ein Londoner Psychiater. Hector (Simon Pegg) hat sich auf niedrigem Glücksniveau in einem äußerlich perfekten Leben eingerichtet - mit einer durchgestylten Wohnung, einer schönen Freundin (Rosamund Pike), die Namen für Medikamente entwirft, und vielen unglücklichen Patienten, deren Klagen sich jeden Tag in gleichmäßigem Strom über ihn ergießen.

Im Grunde ist es eine Form der Midlife Crisis, die ihn erfasst, als er beschließt, eine Reise zu beginnen. Aus dem Wunsch heraus, seinen Patienten helfen zu können, analysiert er auch seine eigenen Lebenszweifel. In Peter Chelsoms Verfilmung des Romans bricht Hector auf, um auf der ganzen Welt nach Glücksrezepten zu suchen - ähnlich wie sich in Chelsoms früherem Film "Funny Bones" der von Oliver Platt gespielte Tommy Fawkes in England auf die Suche nach den besten Komikern begab.

Tatsächlich markiert der neue Film des britischen Regisseurs eine Rückkehr zu seinen skurrileren Anfängen, nachdem er zuletzt recht glatten amerikanischen Mainstream bediente, etwa mit dem Richard-Gere-Tanzfilm "Darf ich bitten?" oder "Hannah Montana: Der Film".

Gespielt wird Hector von dem britischen Komiker Simon Pegg, der in Filmen wie "Shaun of the Dead" und "Paul - Ein Alien auf der Flucht" jede Menge Kindmänner gespielt hat, die Schwierigkeiten mit dem Erwachsenwerden haben. Im Unterschied dazu wirkt er jetzt in Hemd, Krawatte und Strickjacke ungewohnt ernst und gediegen. Er sieht die Welt aber auch immer wieder mit den verzagten Augen des kleinen Jungen, der er einmal war, und vielleicht geht es auch darum, den kleinen Jungen und den großen Mann miteinander zu versöhnen.

Jedenfalls packt Hector seinen Koffer und begibt sich auf eine episodische Abenteuerreise von China über Afrika bis nach Los Angeles. In deren Verlauf begegnet er vielen verschiedenen Menschen, darunter Jean Reno als kolumbianischer Drogendealer und Stellan Skarsgard als dänischer Investmentbanker. Dabei sammelt der Protagonist eine Fülle von Erkenntnissen, die den Film mit Zwischentiteln versehen. So unterschiedlich wie die Menschen, die Hector trifft, sind auch ihre Annäherungen ans Glück.

Viele kleine Schritte auf dem Weg zum Glück

Die Begegnung mit einer jungen chinesischen Prostituierten weckt die Lust, mit zwei Frauen zu leben. Der Zusammenstoß mit afrikanischen Warlords legt nahe, dass existenzielle Ängste dem Glück im Wege stehen. Manchmal kann Glück schon durch Süßkartoffeleintopf, den man mit den ärmsten Kindern Afrikas isst, entstehen. Und das Wiedersehen mit seiner ersten großen Liebe (Toni Collette) lehrt Hector, dass das Glück gewiss nicht in der Vergangenheit liegt.

Mit vielfältigen filmischen Mitteln umkreist Chelsom die Geschichten - voller Witz und Ironie, zwischen tiefgründigem Ernst und beschwingter Oberflächlichkeit. Weit davon entfernt, ein salbungsvoller Ratgeber zu sein, eröffnet der Film stattdessen viele kleine Schritte auf dem Weg zum Glück.

Deutschland, Kanada 2014. Regie: Peter Chelsom. Buch: Peter Chelsom, François Lelord, Tinker Lindsay (nach dem Roman von François Lelord). Mit: Rosamund Pike, Simon Pegg, Toni Collette, Stellan Skarsgård, Christopher Plummer, Jean Reno. Länge: 119 Minuten. FSK: ab 12 Jahre.