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Zwei Tage nach den Ausschreitungen von Jesiden und Muslimen haben in Herford am Freitagabend rund 2.500 Jesiden gegen die Verfolgung durch die sunnitische Miliz "Islamischer Staat" (IS) demonstriert. Die Kundgebung verlief nach Polizeiangaben friedlich. Vor der Veranstaltung nahm die Polizei sechs Menschen zwischenzeitlich fest, die Schlagwaffen und ein Messer dabei hatten. Die Männer unterschiedlicher Glaubensrichtungen seien zwischen 24 und 29 Jahre alt. Sie wurden nach der Vernehmung wieder aus dem Gewahrsam entlassen, wie die Polizei mitteilte. Auch in Dortmund demonstrierten rund 500 Jesiden friedlich.
Vor der für diesen Samstag in Bielefeld angekündigten Demonstration gegen Gräueltaten im Irak haben Jesiden und Muslime die brutalen Übergriffe gemeinsam verurteilt. "Wir verurteilen und verabscheuen das Morden und die Vertreibung der Jesiden und anderer Minderheiten aufs Schärfste, wie sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt im Irak stattfinden", hieß es am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung vom Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld und der Jesidischen Gemeinde Ostwestfalen-Lippe.
"Das Töten, Vertreiben und Diskriminieren von Menschen aufgrund ihrer Ethnie, Sprache oder Religion sind weder mit muslimischen noch mit jesidischen Werten vereinbar", hieß es weiter. "Vielmehr lehren beide Religionen den Respekt und die Achtung vor der Unantastbarkeit der Würde des Menschen." Beide Vereine forderten die Muslime und Jesiden in Deutschland dazu auf, sich durch die Ereignisse nicht emotional beeinflussen oder instrumentalisieren zu lassen.
Am Mittwoch war es in Herford zu Ausschreitungen zwischen Jesiden und muslimischen Extremisten gekommen. Auslöser war offenbar ein Angriff aus Tschetschenien stammender Muslime gegen einen jesidischen Besitzer einer Imbissbude. Am Samstag wollten in Bielefeld mehrere Tausend Jesiden demonstrieren. Die Veranstalter erwarteten bis zu 10.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland.
Die Jesiden werden im Irak vom "Islamischen Staat" verfolgt. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker haben islamistische Kämpfer im Nordwesten des Landes innerhalb weniger Tage mindestens 300 Jesiden getötet und etwa 500 jesidische Frauen gefangen genommen. Das Jesidentum ist eine rund 4.000 Jahre alte Religion, die Glaubenselemente und Riten westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Judentum, Christentum und Islam verbindet. Die Ursprünge der Jesiden liegen im Irak, in Nordsyrien und in der südöstlichen Türkei.