Frauen verdienen rund ein Fünftel weniger als Männer

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Frauen verdienen rund ein Fünftel weniger als Männer
Ob Chefsessel, Gehalt oder Rente: Noch immer sind Frauen Männern nicht gleichgestellt. Obwohl die Hälfte der Hochschulabsolventen weiblich ist, verdienen Frauen im Schnitt noch immer rund ein Fünftel weniger als Männer.

Frauen verdienen in Deutschland noch immer deutlich weniger als Männer. Auch bei der Besetzung von Führungspositionen in Wissenschaft und Wirtschaft hinken Frauen noch deutlich hinterher, erklärte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Berlin. Einer der Gründe: Die Erziehungsarbeit liegt noch immer hauptsächlich beim weiblichen Geschlecht. Dieses Ungleichgewicht hat auch erhebliche Folgen für die spätere Rente.

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Nach aktuell veröffentlichen Zahlen des Statistischen Bundesamts liegt der sogenannte Gender Pay Gap, also die Lohn- und Gehaltslücke zwischen Mann und Frau, im Jahr 2013 bei 22 Prozent. Damit ist die Differenz seit rund 20 Jahren, seit dem Erfassen des Daten, beinahe unverändert. Allerdings gibt es laut dem Bundesamt erhebliche Ost-West-Unterschiede. So liegt die Differenz in Hamburg oder Bremen bei 25 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bekommen Frauen lediglich vier beziehungsweise sieben Prozent weniger.

EU-weit gesehen war der Unterschied nur in Österreich (23 Prozent) und Estland (30 Prozent) höher als in der Bundesrepublik. Am geringsten war die Lücke in Slowenien, wo Frauen nur rund drei Prozent weniger verdienen als Männer. Auch in Polen und Malta (beide sechs Prozent) sind die Unterschiede geringer. In Frankreich lag der Unterschied bei immerhin bei 15 Prozent, in Schweden sogar bei 16 Prozent.

Laut Bundesamts-Präsident Roderich Egeler unterscheidet sich der Verdienst zum einem, weil Frauen seltener in Führungspositionen anzutreffen sind. So waren im Jahr 2012 lediglich 29 Prozent der Führungskräfte weiblich. Der Anteil der Frauen in Chefsesseln hat sich damit nur langsam gesteigert. 1992 hatte er bei 26 Prozent gelegen. Im EU-Durchschnitt war 2012 jede dritte Frau (33 Prozent) eine Führungskraft.

Zum anderen verfügen Frauen aufgrund Kindererziehungszeiten über weniger Berufserfahrung. Während etwa 84 Prozent der Väter mit minderjährigen Kindern einem Beruf nachgingen, waren es bei den Müttern nur 60 Prozent. Viele Frauen arbeiten zudem Teilzeit. Fast 70 Prozent der Frauen mit einem minderjährigen Kind haben ihre Arbeitszeit reduziert. Bei den Vätern sind es lediglich sechs Prozent. Alle diese Faktoren könnten Lohn und Gehalt drücken, sagte Egeler.

Doch auch wenn all diese Faktoren berücksichtigt werden und Frauen und Männer mit ähnlicher Erfahrung, Bildung und Position verglichen werden, bleibe ein Unterschied von sieben Prozent. Doch darüber könne nicht das "Maß der Diskriminierung" abgeleitet werden, sagte Egeler. Viele Faktoren wie frühere Kindererziehungszeiten oder unterschiedliches Verhalten in Lohnverhandlungen seien nicht berücksichtigt worden.

Die geringe Beteiligung hat auch erhebliche Folgen für die spätere Rente. So müssen ein Viertel aller Frauen ab 65 Jahren mit einem Nettoeinkommen unter 900 Euro auskommen. Bei den Männern betraf dies lediglich 16 Prozent.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt forderte rasche gesetzliche Maßnahmen zur Angleichung der Bruttostundenlöhne von Männern und Frauen gefordert. "Wir brauchen ein Entgeltgleichheitsgesetz, denn ein Lohngefälle bei gleicher Arbeit ist in unserer Gesellschaft auch nicht mehr akzeptabel, aber leider noch Realität", sagte Göring-Eckardt der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). Sie warf der Bundesregierung Untätigkeit in der Gleichstellungspolitik vor. 

Die frauenpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Cornelia Möhring, sprach angesichts der vorgestellten Zahlen von einem "Beleg für den frauenpolitischen Blindflug der Bundesregierung". "Ob bei der Hochschulkarriere oder bei Führungspositionen in der Wirtschaft, ob bei der Verteilung von Erziehungsarbeit oder beim Einkommen im Alter: Frauen sind gravierend benachteiligt", sagte Möhring.