Knobloch ruft zu Widerstand gegen Antisemitismus auf

Foto: dpa/Andreas Gebert
Knobloch ruft zu Widerstand gegen Antisemitismus auf
Die Juden würden "die bedrohlichste und kummervollste Zeit seit 1945" in diesem Land erleben, sagt Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Zahlreiche Prominente aus Politik, Kirche und Gesellschaft haben am Dienstagabend in München gegen Antisemitismus demonstriert. "Wir Juden erleben in diesem, unserem Land die bedrohlichste und kummervollste Zeit seit 1945", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bei der Kundgebung laut Redemanuskript.

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"Die Telefone stehen nicht still, Briefkästen und E-Mail-Postfächer quellen über: Wir werden beschimpft, beleidigt, bedroht und auch körperlich angegriffen", sagte die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland. Der Nahost-Konflikt diene vielerorts als "Vorwand, um Judenhass voll auszuleben", sagte Knobloch. In dieser Situation sehnten sich die Juden nach einer "breiten Front des Widerstands" seitens der Bevölkerung.

Die Juden spürten aber auch den Rückhalt aus Politik, Kirchen und Verbänden sowie der Polizei, sagte Knobloch. Die demokratische Staatsräson sei stabil. Die Kundgebung war von der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern initiiert worden. Zu den weiteren Rednern zählten Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) und die Münchner evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler.

Seit Beginn der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen vor drei Wochen kommt es in ganz Deutschland verstärkt zu Angriffen auf jüdische Einrichtungen und Friedhöfe.

Regionalbischöfin Breit-Keßler erklärte, sie empfinde den Konflikt zwischen Israel und Palästina als "offene Wunde". Das Existenzrecht Israels dürfe "nie und nimmer" bestritten werden.
Zudem werde klar, dass der Krieg im Nahen Osten manchen als "willkommener Anlass" diene, ihren antijüdischen Ressentiments freien Lauf zu lassen. Mitleid für Palästina werde zur Waffe, um Leid für Israel gut zu heißen: "Das ist Perversion ehrlicher Solidarität", unterstrich die Theologin.

Landtagspräsidentin Stamm (CSU) sagte: "Was wir in den letzten Tagen hier und in anderen Ländern Europas erleben, überschreitet ganz eindeutig Grenzen." Es sei perfide, antisemitische Hetze unter dem Deckmantel der Kritik an Israel zu betreiben. In Deutschland sei kein Platz für Antisemitismus.