"Freedom for Palestinian!", steht in fetten grünen Buchstaben auf der Webseite der freikirchlichen Jesus-Gemeinde in Dietzenbach, darüber eine palästinensische Flagge, ganz unten ein Hitler-Zitat auf Türkisch. Die Gemeinde ist nicht dafür verantwortlich - die Webseite wurde gehackt, offensichtlich von pro-palästinensischen Aktivisten.
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Pastor Samuel Diekmann sagt gegenüber evangelisch.de, er kann selbst nur spekulieren, warum die Seite seiner Gemeinde zum Ziel wurde. "Wir haben einige Konvertiten in unsere Gemeinde, die bei uns heimisch geworden sind", erzählt er, und berichtet auch von dem deutsch-persischen Arbeitskreis der Gemeinde. Dort treffen sich unter anderem zum Christentum konvertierte Iraner. Die Jesus-Gemeinde, die Mitglied im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden ist, hat außerdem guten Kontakt zu den Moscheegemeinden in Dietzenbach, sagt Diekmann. Einen Grund für den digitalen Angriff kann er darin nicht erkennen.
"Ich bin erstmal erschüttert und geschockt, und traurig auch", sagt Diekmann. Auf seiner persönlichen Facebookseite hatte er sich selbst vor ein paar Tagen öffentlich zu den Anti-Israel-Protesten geäußert: "Wir dürfen es nicht zulassen, dass sich ?Antisemiten? 'wieder' organisieren", schrieb er dort. Auf der Gemeindehomepage war der Nahostkonflikt aber kein Thema.
Die Täter ordnen sich selbst einer türkischen Hackergruppe zu
Warum auch immer die pro-palästinensischen Hacker die Webseite der Jesus-Gemeinde zum Ziel hatten - sicher ist: Die Gemeinde will ihre bisherige Webseite zurück. Die ehrenamtlichen Administratoren arbeiten daran, die alte Seite wieder herzustellen. Außerdem will die Gemeinde Anzeige erstatten, "auch wenn die Chancen nicht so gut sind", kündigt Diekmann an.
Die Verantwortlichen für den Hack haben sich in der Kopfzeile der gehackten Gemeinde-Seite eingetragen und nennen sich "silo" und "mc_katliam". Sie ordnen sich selbst der Gruppe "RedHack" zu, die schon mehrfach Webseiten der türkischen Regierung, Polizei und weiterer Organisationen gehackt hat. In der Türkei gilt RedHack als terroristische Vereinigung.
Vor Hacker-Angriffen wie in diesem Fall kann man sich auf mehreren Wegen schützen. Man sollte auf jeden Fall das verwendete Content-Management-System immer aktuell halten - im Falle der Dietzenbacher Jesus-Gemeinde war es das Open-Source-System Joomla. Mindestens die Administrator-Zugänge sollten mit SSL/TLS verschlüsselt sein. Öffentlich zugängliche Formulare sollten so eingeschränkt sein, dass in diesen Feldern keine Skripte ausgeführt werden können. Oft ist das eine Hintertür, über die Hacker sich Zugang verschaffen können.