Garnisonkirche: Stolpe versteht Kritik an Wiederaufbauplänen

Garnisonkirche: Stolpe versteht Kritik an Wiederaufbauplänen
Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat Verständnis für die Kritik am geplanten Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche geäußert.

"Es ist bei manchen der Eindruck entstanden, dass es ein Elitenprojekt ist", sagt er dem Berliner Tagesspiegel (Samstagsausgabe). Die Befürworter hätten bisher nicht genug begründet, was sie vorhätten.

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In der barocken Potsdamer Garnisonkirche eröffneten die Nationalsozialisten kurz nach Hitlers Machtübernahme feierlich den Reichstag. Das Gotteshaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, die Ruine wurde 1968 gesprengt. Seit einigen Jahren bemüht sich ein Kuratorium um eine Wiedererrichtung der Kirche. Dagegen hat sich die Initiative "Potsdam ohne Garnisonkirche" formiert, die einen Volksentscheid anstrebt. Das amtliche Ergebnis des Bürgerbegehrens soll am Montag veröffentlicht werden.

Das Wiederaufbauprojekt erfährt nach Stolpes Einschätzung deshalb so großen Widerstand, weil es Kernfragen der Stadtentwicklung berühre. Dagegen seien die Befürworter "relativ weit weg von der Stimmungslage in Potsdam". Der ehemalige Landeschef wandte sich aber gegen Vorwürfe, die Garnisonkirche sei eine "Nazi-Kirche" gewesen. "Adolf Hitler war zwei Stunden in der Garnisonkirche. Aus der gleichen Kirchgemeinde sind aber über 20 Männer und Frauen hingerichtet worden", sagte Stolpe.

Am historischen Standort der Gotteshauses wurde 2011 eine moderne Kapelle eröffnet. Sie soll am Sonntag den Namen Nagelkreuzkapelle erhalten. Damit wollen die Initiatoren den Friedens- und Versöhnungsgedanken, der der Arbeit dort zugrunde liegen wird, stärker zur Geltung bringen. Der Turm der Garnisonkirche soll bereits bis zum 31. Oktober 2017, dem 500. Jahrestag der Reformation, fertiggestellt sein. Stolpe äußerte vorsichtige Zweifel am Zeitplan.