"Jesus Christus starb nicht umsonst. Die Welt wurde verändert, wir werden verändert", sagte Schneider laut Predigttext im Willibrordi-Dom in Wesel. Der Weg zu Gott sei nun offen und bleiben offen: "Wir brauchen keine anderen Opfer und vor allem keine Sündenböcke mehr, um uns Gott zu nahen."
Den Sinn des Todes Jesu zu verstehen, falle schwer, räumte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ein. Schon die ersten christlichen Gemeinden hätten sich gefragt, warum durch den Opfertod des Gekreuzigten nicht ein für alle Mal alles unschuldige Leiden und Sterben abgeschafft wurde. "Zu allen Zeiten und an allen Orten sehnen sich Menschen nach einem Gott, der sie schon hier und jetzt rettet und erlöst: aus allen Unrecht- und Gewalterfahrungen, aus allem unverschuldeten Leiden, aus Krankheit, Schmerzen und Einsamkeit."
Doch der Tod Christi bedeute nicht die Erlösung aus allem Leiden, sondern die Erlösung von der Sünde, sagte Schneider. Bis dahin habe die Sünde die Nähe der Menschen zu Gott verhindert. Jesu Tod sei das einmalige und unwiederholbare Opfer gewesen, "das ein für alle Mal die menschliche Entfremdung von Gott mit all ihren verhängnisvollen Folgen aufhebt".
Durch sein Leiden und Sterben werde Christus zum Heil für die Zukunft und verändere dadurch schon die Gegenwart, sagte EKD-Ratschef und leitende Theologe der zweitgrößten evangelischen Landeskirche. "Wir setzen auf Gottes Sohn, der aus Liebe um uns Menschen willen sein Leben einmal geopfert hat. Den Gott nicht im Tod gelassen hat. Der wiederkommen wird." Christus schenke "ein Dennoch-Glauben, ein Dennoch-Lieben und ein Dennoch-Hoffen" und ermutige immer wieder neu "zum Beten und Tun des Gerechten in unserem Leben und für unsere Welt".
Bedford-Strohm: "Schluss mit der Gewalt unter den Menschen"
Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, forderte im Liebfrauendom ein sofortiges Ende der Waffengewalt in Syrien. "Wir blicken erschrocken und erschüttert nach Syrien, wo seit einem Jahr ein brutaler Bürgerkrieg die Menschen in Angst und Schrecken versetzt", sagte Marx. Mit allen Menschen guten Willens flehe man um ein sofortiges Ende aller militärischen Gewaltaktionen.
Eine Ende gewalttätiger Auseinandersetzungen forderte auch der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. "Es soll Schluss sein mit der Gewalt unter den Menschen - im Kleinen wie im Großen", sagte er in seiner Predigt in der St. Matthäus-Kirche in München. Mit Sorge blicke er auf die aktuelle Lage in Syrien und im "Heiligen Land".
Staaten dürften ihre politischen Konflikte nicht mit Waffengewalt lösen und diktatorische Systeme Demokratiebewegungen nicht mit repressiven Mitteln unterdrücken, sagte der Bischof. "Es soll Schluss sein mit Vergeltung und mit allen Opfern." Ein Aufrechnen von Schuld führe meist nicht zu Neuanfang und friedlichem Miteinander.
Dröge: "Die Kultur des Todes nicht verdrängen"
Der Berliner Bischof Markus Dröge rief mit Blick auf den Kreuzestod Jesu zu einer offensiven Auseinandersetzung mit Gewalt und Hass auf. Die Gesellschaft dürfe "die Kultur des Todes, die es heute in unserer Welt gibt, nicht verdrängen", sagte Dröge in seiner Karfreitagspredigt. Diese Todeskultur finde sich dort, "wo politische Kräfte versuchen, mit Angst und Gewalt zu herrschen". Der Bischof verwies auf Ägypten, wo die christliche Minderheit von Islamisten eingeschüchtert werde, und auf den Iran, dessen Regime das Existenzrecht Israels bedrohe.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner unterstrich die Bedeutung der Kreuzigung Jesu für den christlichen Glauben. "Ohne Karfreitag gibt es keine Auferstehung und ohne Tod und Auferstehung gibt es keine Taufe", sagte Meisner im Kölner Dom. Das Taufgeschehen sei Folge des Kreuzes: "Wir sind hineingetauft in die gekreuzigte Liebe Christi, die sich dem Vater hinschenkt und die in der Auferstehung Christi ihre endgültige Bestätigung gefunden hat."
An Gottes Mitleiden mit den Opfern von Gewalt und Ungerechtigkeit erinnerte der lippische Landessuperindent und EKD-Militärbischof Martin Dutzmann. Der gekreuzigte Christus führe vor Augen, dass Gott nichts Menschliches fremd sei, sagte er. Der Karfreitag ermögliche auch einen anderen Umgang mit Schuld, sie müsse nicht mehr geleugnet werden.
Gegen ein Aufweichen des Feiertagsschutzes
Auch auf dem ältesten deutschen Kreuzweg in Lübeck wurde an die Kreuzigungsgeschichte und an die Opfer politischer Konflikte erinnert. Daran nahmen mehr als 700 Christen teil. Der Sohn Gottes habe sich verletzbar gezeigt und sei gerade dadurch Menschen nahe, die selber leiden, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs. Dies gelte für die Opfer in Syrien, Somalia, China und im Kongo ebenso wie für die Trauernden in Emden und die Flüchtlinge an den Grenzen der EU. In Berlin fand ebenfalls eine ökumenische Prozession statt.
Für mehr Toleranz in Europa warb der sächsische Landesbischof Jochen Bohl. Angesichts der Krise der EU könne man "wieder alte Zuschreibungen hören: dort 'die Deutschen wollen alle beherrschen, an ihrem Wesen soll Europa genesen' und hier 'die Südländer sind faul und wollen auf anderer Leute Kosten leben'", sagte Bohl. Solches Reden sei nicht gut, helfe niemandem und gefährde die gemeinsame Zukunft.
Gegen ein Aufweichen des Sonn- und Feiertagsschutzes wandten sich der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige und der evangelische Landesbischof Friedrich Weber aus Braunschweig. Der Karfreitag als Tag der Stille könne beim Nachdenken Aufschluss über das eigene Leben geben und helfen, neue Wege zu suchen, sagte Weber. Deshalb müssten sich Christen zur Wehr setzen, wenn aus Reihe der Grünen oder von Laizisten in der SPD gefordert werde, man müsse den besonderen gesetzlichen Schutz dieses Tages beseitigen.
In Frankfurt hatten Mitglieder der Grünen und der Piratenpartei zur Demonstration gegen das Tanzverbot an Karfreitag aufgerufen. Die Demo wurde in Hessen allerdings gerichtlicht untersagt. Auch in Hannover sollte gegen das Feiertagsgesetz protestiert werden.