Kein ruhiges Wochenende in Afghanistan

Kein ruhiges Wochenende in Afghanistan
In Afghanistan kocht wegen der Koranverbrennung in einem US-Militärlager der Volkszorn. Seit fast einer Woche gibt es Proteste mit Toten und Verletzten. Tödliche Schüsse auf zwei US-Berater in einem Kabuler Ministerium sorgen für weitere Spannungen.

Tödliche Schüsse im Kabuler Innenministerium haben das durch die Koranverbrennungen ohnehin angespannte Verhältnis zwischen der afghanischen Regierung und den US-Truppen weiter belastet. Zwei US-Militärberater waren am Samstag in dem Regierungsgebäude erschossen worden. Bei dem Täter soll es sich um einen Offizier des afghanischen Geheimdienstes handeln. Der 25-Jährige sei auf der Flucht, berichtete die britische BBC unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Ob die Tat im Zusammenhang mit den seit Tagen andauernden Protesten gegen die Koranverbrennung in einem US-Militärlager steht, war zunächst nicht bekannt. Bei neuen Kundgebungen starben am Wochenende mindestens fünf Menschen.

Wie der stellvertretende Polizeichef der Provinz, Sayed Sarwar Hussaini, weiter mitteilte, waren im Bezirk Imam Saheb rund 20.000 Menschen gegen die Koranverbrennung auf die Straße gegangen. Seit Beginn der Proteste am vergangenen Dienstag wurden bereits mehr als 30 Menschen bei Ausschreitungen getötet, darunter 5 US-Soldaten.

Karsai hielt eine Fernsehansprache

Die Internationale Schutztruppe Isaf zog nach den tödliche Schüssen auf die US-Berater ihre Mitarbeiter aus den Ministerien in und um Kabul ab. US-Präsident Barack Obama drückte in einem Telefonat mit Isaf-Kommandeur John Allen sein Bedauern über den Tod der beiden Angehörigen der US-Armee aus. Auch die Bundesregierung zieht ihre Berater aus den Behörden im Raum Kabul ab. Es handele sich um etwa 50 Personen, teilte das Entwicklungsministerium am Sonntag in Berlin mit. Sie sollen erst wieder auf ihre Posten zurückkehren, wenn die Tötung der beiden US-Soldaten aufgeklärt ist.

Nach Informationen des afghanischen Senders Tolo TV war der Schütze für die Sicherheitsvorkehrungen im Innenministerium zuständig und hatte in dieser Funktion Zugang zu wichtigen Bereichen. Sicherheitskräfte hätten am Sonntag das Wohnhaus des Mannes nordwestlich von Kabul durchsucht und mehrere Verwandte festgenommen. Die Taliban veröffentlichten dagegen eine Erklärung, in dem der Angriff als Vergeltung für die Schändung des Korans bezeichnet wurde.

Am Wochenende gingen die Proteste gegen die Koranverbrennung weiter. Der afghanische Präsident Hamid Karsai rief seine Landsleute erneut zu Zurückhaltung auf. Er forderte aber auch die Bestrafung der Verantwortlichen der Koranverbrennung. "Im Namen des afghanischen Volkes und der gesamten islamischen Welt rufen wir die US-Regierung dazu auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen", sagte Karsai am Sonntag in einer Fernsehansprache.
 

dpa