Wenn nach dem Vorbild der evangelisch-katholischen Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999 ein solches Dokument erarbeitet würde, wäre das "ein Meilenstein auf dem ökumenischen Weg in die Zukunft", sagte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen beim Internationalen Ökumenischen Forum am Mittwoch in Trier. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, begrüßte diesen Vorstoß.
Die Trennung der Kirchen bezeichnete Koch als Skandal. "Dass Christen in getrennten Kirchen leben, ist das große Ärgernis und verdient es, Skandal genannt zu werden." Aufgabe der Christen sei es, das was getrennt ist, zusammenzuführen. Die Einheit dürfe jedoch nicht auf die Anerkennung der Unterschiede beschränkt werden. Vielmehr gehe es auch um die Einheit des Glaubens und die Einheit in den Sakramenten.
Zugleich forderte Koch: Alle Partner müssten um ihre eigenen "ökumenischen Sünden" wissen und deshalb gegenseitige Schuldzuweisungen vermeiden. Dazu gehöre auch, den Partnern nichts aufzudrängen, was mit deren Glaubensgewissen nicht zu vereinbaren sei. "Katholiken sollten beispielsweise Protestanten genauso wenig zur Übernahme des Papstamtes drängen, wie Protestanten Katholiken nicht zur Kommunionsgemeinschaft drängen sollten."
Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider warnte davor, unterschiedliche geschichtliche Prägungen zu unterschätzen und als hinderliche Barrieren zu beklagen. "Verschiedene Menschen brauchen verschiedene Räume, um Kraft zu tanken und um sich zu beheimaten." Die Vielfalt der kirchlichen Profile müsste als Reichtum und Zeichen von Lebendigkeit verstanden werden.
Auch Kritik an Aufruf zur Wallfahrt
Zum evangelisch-katholischen Verhältnis sagte der Ratsvorsitzende: "Jahrhunderte des Schlechtredens, der Polemik und der Gewalt haben wir hinter uns gelassen. Wir gehen heute freundschaftlich miteinander um." Auch die katholische Kirche sei nicht mehr die katholische Kirche des Mittelalters. Es sei jetzt geboten, die jeweiligen kirchlichen Profile als Ergänzung und Bereicherung zu sehen und "eben nicht mehr als Abgrenzung oder als eigene Identitätsstärkung zu Lasten der anderen".
Schneider und Koch waren zuletzt im September bei der ökumenischen Begegnung der EKD-Spitze mit Papst Benedikt XVI. im Erfurter Augustinerkloster zusammengetroffen. Die 1999 unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, über die Protestanten und Katholiken jahrhundertelang gestritten hatten, hatte der Vatikan mit dem Weltbund der lutherischen Kirchen sowie dem Weltrat Methodistischer Kirchen ausgehandelt.
Erneut äußerte sich Schneider erfreut über die katholische Einladung, an der "Heilig-Rock-Wallfahrt" in Trier verantwortlich in Planung und Gestaltung mitzuwirken. Evangelische Christen würden dabei das Ereignis der Wallfahrt für sich einordnen und weiterentwickeln. Schneiders Aufruf an Protestanten, sich an der Wallfahrt zu beteiligen, war in der evangelischen Kirche auch auf Kritik gestoßen.
"Uneinigkeit überwinden"
Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, betonte in seinem Vortrag: "Uneinigkeiten unter Kirchen sind und bleiben ein Skandal, der überwunden werden muss." Einheit bleibe das Ziel. "Wir sind zur Einheit berufen, selbst dort wo Spaltungen bestehen." Der lutherische Theologe Tveit zeigte sich froh über den Fortschritt in Deutschland im Blick auf die gegenseitige Anerkennung der Taufe.
Es gebe aber neue Herausforderungen für die Kirchen, ergänzte Tveit, dessen Weltverband 349 lutherische, reformierte und orthodoxe sowie Freikirchen vereint. Von den Kirchen forderte er, gemeinsam auf Klimawandel und Finanzkrise zu reagieren. Es bestehe die Notwendigkeit nach Frieden und Gerechtigkeit, vor allem in Syrien. "Wir beten mit unseren Kirchen, dass dieser Frieden bald passiert."
In Trier tauschen sich Vertreter christlicher Kirchen noch bis Freitag über Fragen der Ökumene aus. Das internationale Ökumene-Forum steht im Zusammenhang mit der "Heilig-Rock-Wallfahrt", die vom 13. April bis 13. Mai stattfindet.