Satellitenfernsehen: Wer nicht umrüstet, sieht schwarz

Satellitenfernsehen: Wer nicht umrüstet, sieht schwarz
Bis zum 30. April 2012 schalten die deutschen Fernsehsender die analoge Satellitenübertragung ab. Nicht alle Haushalte sind auf das digitale Fernsehzeitalter vorbereitet, viele kleinere Hotels erst recht nicht.
30.12.2011
Von Henning Engelage

Seit Monaten verbreiten die Fernsehsender und Branchenverbände so etwas wie Endzeitstimmung: Der 30. April wird wie ein unheilvolles Datum angekündigt für alle, die nicht vorbereitet sind. Für all jene, die über ihre Satellitenschüssel noch nicht digital schauen, wird der Bildschirm tatsächlich schwarz bleiben. Es kommt das Ende, und es beginnt am 1. Januar 2012. So ein bisschen zumindest.

Vor zwei Jahren hatten die Landesmedienanstalten gemeinsam mit den Sendern die Abschaltung des analogen Satellitensignals beschlossen und sich auf den 30. April 2012 als Termin für das Aus der analogen Übertragung geeinigt. Manche Sender schalten jedoch schon am Jahresende auf schwarz: So haben Comedy Central, Nickelodeon, Viva und DMAX angekündigt, am 31. Dezember den analogen Stecker zu ziehen.

"Die meisten haben eh schon umgestellt", sagt DMAX-Sprecherin Sigrid Eck. Gerade in der technikorientierten Zielgruppe des Senders schaue der Großteil der Zuschauer vor allem wegen der besseren Bildqualität bereits digital. Die deutsche MTV-Gruppe, zu der Viva, Comedy Central und Nickelodeon gehören, begründet die frühe Abschaltung mit der "allgemeinen Marktsituation" und mit auslaufenden Verträgen. Es lohnt sich vor allem für die Spartensender also kaum mehr, noch analog zu senden.

Probleme für Wohnanlagen, Hotels und Krankenhäuser 

Rund 2,3 Millionen Haushalte in Deutschland empfangen ihr Satellitenfernsehen noch analog, so Zahlen von TNS Infratest. Die Abschaltung betrifft damit wohl nur rund sechs Prozent der 37 Millionen deutschen Fernsehhaushalte. Da die Zahlen in einer Telefonumfrage erhoben wurden und viele Kunden nicht genau wissen, ob sie vielleicht nicht doch schon digital schauen, lässt sich vermuten, dass die Zahl der verbliebenen analogen Satellitenhaushalte sogar noch geringer ist.

Weit weniger bereit für die Abschaltung scheinen die zumeist kleineren, inhabergeführten Hotels zu sein. Rund ein Drittel der Hotels sei nicht auf die Abschaltung vorbereitet, erklärte die Deutsche TV-Plattform, ein Zusammenschluss von Sendern, Geräteherstellern und Behörden. Über die Hälfte der Betreiber wisse nicht, was für eine Umrüstung zu tun ist. Auch nicht alle Wohnanlagen oder Krankenhäuser haben bereits auf den digitalen Empfang umgestellt.

"Ich würde dem Verbraucher empfehlen, jetzt umzurüsten", sagt Michael Schidlack vom Technikbranchenverband Bitkom. Denn wenn die Umrüstungswelle losrolle, könne es sein, dass Fachhändler zum Umstellungstermin ausgebucht seien. "Es gibt da einen Dienstleistungsengpass", sagt Schidlack. Doch eine Umrüstung können Verbraucher in Teilen auch selbst erledigen.

Die meisten Schüsseln können schon digital

Je nach Alter der Satellitenschüssel reicht es oft schon aus, den analogen Receiver gegen einen digitalen zu tauschen. Den gibt es im Handel bereits ab rund 25 Euro. "Ich würde aber darauf achten, dass der neue Receiver auch HDTV kann", empfiehlt Schidlack. Ob das Gerät die Bilder auch in hochauflösendem Format (HD) an den Fernseher übertragen kann, lässt sich an den Logos "HD ready" oder "Full HD" ablesen.

Bei älteren Sat-Schüsseln kann es auch nötig sein, die Empfangseinheit, das sogenannte LNB (Low Noise Block), zu tauschen. Ob die Anlage bereits digitalfähig ist, lässt sich nicht ohne weiteres am Kaufdatum ablesen. "Die wurden lange Zeit parallel verkauft", erklärt Bitkom-Experte Schidlack.

Rund 86 Prozent der deutschen Haushalte mit Satellitenschüssel auf dem Dach sehen bereits jetzt digital. Für sie ändert sich nichts. Wer nicht sicher ist, ob sein Fernseher analoges oder digitales Programm zeigt, kann sich im Videotext der großen Sender versichern. Auf Tafel 198 kann der Zuschauer direkt kontrollieren, ob er bereits in der digitalen Fernsehwelt angekommen ist.

Analoges Kabel endet erstmal nicht

Zuschauer, die zwar noch analog schauen, aber ihr Programm per Kabel sehen, müssen nicht unbedingt handeln. Die Kabelanbieter werden das analoge Signal, das ohne Zusatzgerät direkt aus der TV-Dose kommt, zunächst weiter in deutsche Wohnzimmer übertragen. Rund 58 Prozent der 19,9 Millionen Kabelhaushalte schauen noch analog. Wann das Kabelfernsehen komplett auf digital umgestellt wird, ist noch nicht absehbar - es wird noch Jahre dauern.

Über die Zimmerantenne lässt sich das Fernsehprogramm vor allem in den deutschen Ballungsräumen ebenfalls empfangen. Doch das gibt es nur noch über den digitalen Standard DVB-T. Das analoge Antennensignal wurde bereits 2009 komplett abgeschaltet.

epd